Wenn wir heute etwas von einem Onlinedienst beziehen, dann kommunizieren wir mit der sprichwörtlichen "Wolke". Gemeint sind mit der Cloud Rechenzentren rund um die Welt, auf denen Google und Co ihre Dienste laufen lassen und unsere Daten speichern.

Doch wenn man es genau nimmt, dann kommt das Internet eigentlich aus dem Meer. Dicke Internetkabel durchziehen die größten Gewässer der Welt. Und es werden immer mehr. Und wo einst viele Firmen zusammenlegten, um gemeinsam eine "Leitung" durch das Wasser zu ziehen, lassen künftig immer mehr Unternehmen eigene Kabel verlegen. Die "New York Times" berichtet, wie die Lebensadern des Netzes ihren Weg in die Ozeane finden.

Mit mehreren Materialschichten werden die Glasfaserstränge vor den Bedingungen im Ozean geschützt.
Foto: AFP

Google verbindet sich mit Chile

Zu den über 1,2 Millionen Kilometern an weltweiten Unterseeleitungen kommt bald eine neue von Google hinzu, die das Unternehmen in den USA direkter mit einem der weltweit größten Rechenzentren in Chile verbinden wird. Sein Leben beginnt das Kabel als Strang aus Glasfasern in einer Fabrik der Firma Subcom im US-Bundesstaat New Hampshire. Die Fasern werden eingehüllt in Kupfer, über das Strom für den Betrieb des Kabels geführt wird.

Mit Teer, Kunststoff und Stahl wird die Leitung verstärkt, um den harschen Bedingungen unter Wasser zu widerstehen – etwa Felsstürzen oder starken Strömungen. Auch wenn in der Vergangenheit bereits ein Video eines Hais die Runde machte, der an einem Kabel knabberte, sind Fische für weniger als einen Prozent aller Störungen verantwortlich, schreibt Computerworld. Ausgelegt ist ein solches Kabel auf eine Lebenszeit von 25 Jahren.

Experten schätzen die Kosten für das Kabel auf bis zu 350 Millionen Dollar. Dennoch sind die Unterseeleitungen immer noch der effizienteste und günstigste Weg für Internetkommunikation. Und in Zukunft werden es immer mehr werden, denn der Bedarf steigt. Amazon, Microsoft, Google und Facebook kontrollieren oder mieten heute bereits mehr als die Hälfte der weltweiten Bandbreite.

Dieses Schiff, die Teliri, hat ein Internetkabel zwischen Frankreich und Singapur gelegt.
Foto: AFP

3.500 Tonnen, 6.400 Kilometer

Per Förderband wird das fertige Kabel direkt von der Fabrik auf ein Schiff namens Durable im Fluss Piscataqua verladen, was vier Wochen dauert. Insgesamt wiegt das rund 6.400 Kilometer lange Kabel etwa 3.500 Tonnen. Beeindruckend sind aber auch die Maße des Schiffes, das auf eine Länge von 139 Metern kommt. Es sticht mit einer Besatzung von bis zu 80 Mann und Proviant für 60 Tage in See. Gearbeitet wird in zwei Zwölf-Stunden-Schichten.

Die monatelange Arbeit auf hoher See ist risikoreich. Und manchmal ist die Crew gezwungen, das Kabel zu durchtrennen, um sich vor stürmischem Wetter in sichere Gewässer zu begeben. Anschließend wird das auf einer Boje schwimmende lose Ende wieder mit dem restlichen Kabel verbunden. Teilweise wird die Leitung auf den Ozeanboden gelegt, näher an Land nutzt man einen Unterwasserpflug, um es einzugraben.

Ein von Facebook und Microsoft finanziertes Unterseekabel wird in Spanien an Land gezogen.
Foto: AFP

Nach der Leitungsverlegung nach Chile hat Google bereits ein anderes Vernetzungsprojekt ins Auge gefasst. 2020 soll ein deutlich längeres Kabel durch den "großen Teich" gezogen werden, von Virginia an der US-Ostküste bis nach Frankreich.

Erstes Transatlantikkabel fiel nach einem Monat aus

Das erste Unterseekabel wurde übrigens bereits im Jahr 1851 durch den Kanal zwischen Festlandeuropa und Großbritannien gezogen. 1858 folgte die erste transatlantische Leitung. Die Übermittlung dauerte aber wesentlich länger als über die heutige Infrastruktur. 16 Stunden lang war eine Botschaft von Königin Victoria unterwegs, ehe sie beim US-Präsidenten James Buchanan einlangte.

Langlebig war das Experiment allerdings nicht. Am 17. August wurde die erste Nachricht darüber verschickt. 271 Meldungen und zahlreiche Störungen später versagte es schon am 18. September den Dienst. Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg folgte 1866 ein zweiter, deutlich erfolgreicherer Anlauf. (red, 11.3.2019)