Eine derartig makellose Geschlossenheit wie bei der Nominierung der EU-Kandidaten gab es bei den Grünen noch nie. Parteichef Werner Kogler steht seit langem als Spitzenkandidat fest. Unbestritten. Nun wurde in Wien TV-Starköchin Sarah Wiener fixiert. Für Platz zwei. Ohne Abstimmung. Die EU-Abgeordnete Monika Vana zog ihren Anspruch auf Rang zwei hinter Kogler zurück. Überraschend. Sie will auf Platz drei kandidieren.

Das bedeutet für die Politikerin vom linken Flügel das Aus im EU-Parlament. Die Grünen können von drei Mandaten wie bisher nur träumen. So viel Großmut macht stutzig. Die Entscheidung "Wiener vor Vana" bedeutet, dass sie auf das Prinzip TV-Promi ohne Politikerfahrung statt solider Programmarbeit setzen. Ob der Bundeskongress das so abnickt, ohne Debatte? Ohne Test der Kandidatin auf der Bühne?

Wiener an vorderster Stelle ist für die Ökopartei nicht ohne Risiko. Sie ist nicht nur "die Köchin" aus Berlin. Wiener ist Unternehmerin, besitzt (mit Partnern) eine 800 Hektar große Biolandwirtschaft, die weit mehr als 300.000 Euro an EU-Agrarförderung bekommt. Als "Biobäuerin" geht sie damit in Österreich schwer durch, zumal die Grünen auf EU-Ebene seit ewig für Obergrenzen eintreten. Grünen Wählern lässt sich auch schwer verkaufen, dass Wiener erst seit kurzem ihren Wohnsitz in Österreich hat, ihre Firmen in Deutschland aber wohl behalten wird. Das wirft Fragen nach Vereinbarkeit und Glaubwürdigkeit auf. (Thomas Mayer, 11.3.2019)