Lisa-Maria Putz ist Verfechterin der Binnenschifffahrt, Workshop-Entwicklerin und Bergsteigerin.

Foto: FH Oberösterreich / Gerold Wagner

"Die Binnenschifffahrt wird immer ein bisschen belächelt", beklagt Lisa-Maria Putz. "Dabei ist kaum bekannt, dass es sich um das umweltfreundlichste Transportmittel im Güterverkehr handelt." Als Leiterin des Forschungsfelds Nachhaltige Verkehrssysteme am Logistikum der FH Oberösterreich in Steyr arbeitet Putz an Projekten, die die Entwicklung innovativer und ressourcenschonender Transportkonzepte zum Ziel haben.

Die im einschlägigen Diskurs oft unterbelichtete Binnenschifffahrt liegt Putz besonders am Herzen: "Obwohl die Donau in Oberösterreich als Gebirgsfluss eingestuft ist, transportiert ein typischer Frachter hier so viel wie 280 Lkws. Auf der Straße wäre das eine Kolonne von 20 Kilometern Länge. Die Emissionswerte pro Tonne sind deutlich niedriger als auf der Straße und sogar noch besser als bei der Bahn."

Teil von Putz' Tätigkeit ist es, Workshops zu entwickeln, die sich mit Fragestellungen einer nachhaltigen Logistik befassen. Die Zielgruppe ist breitgefächert: Schüler und Studierende, die vor einer Berufsentscheidung stehen, Branchenexperten, die sich weiterbilden wollen, und seit kurzem auch Vortragende im Bereich der Erwachsenenbildung. "In vielen Logistikausbildungen wird nur von Lkws, Hochseeschiffen und Luftfracht gesprochen. Bahn und Binnenschifffahrt bleiben oft ausgeklammert", sagt die Expertin. Diese Bereiche will sie nun in den Vordergrund rücken.

Wettbewerbe

Einen Grundstein zu dieser Art der Wissensvermittlung legte Putz mit ihrer 2018 abgeschlossenen Dissertation zum Thema Gamified Workshops to Create Awareness About Sustainable Transport. "Ich habe mir im Zuge eines Experiments angesehen, welche Lernunterschiede es gibt, wenn bei Workshops spielerische Elemente eingesetzt werden", resümiert die Logistikerin. 2018 wurde ihr auch der Jungforscherpreis ihrer FH zugesprochen.

Die Erkenntnisse der Doktorarbeit flossen in die Gestaltung der nun stattfindenden Schulungen ein: Die Workshops werden als Wettbewerbe zwischen Teams organisiert. In interaktiven Vorträgen und Spielen, die sich etwa Augmented-Reality-Apps oder Simulationsbaukästen bedienen, werden Punkte errungen. Der Wettbewerb wirkt motivierend, die soziale Komponente der Organisation in Teams schwächt die Angst vor Misserfolg ab.

Ihre "große Liebe zu Zahlen" hat die 1988 geborene Oberösterreicherin an die Wiener Wirtschaftsuni geführt. Nach dem Bachelor arbeitete sie für Banken und Wirtschaftsprüfer. An der FH Oberösterreich machte sie berufsbegleitend ihren Master in Supply-Chain-Management, bevor sie hier forschend und lehrend tätig wurde. Das Doktorat führte sie zurück an die WU. An ihrer Forschung schätzt sie die "Freiheit, eigene Ideen umzusetzen".

Die Liebe zur Freiheit der Berge bestimmt dagegen ihre Freizeit, und zwar "jede freie Minute". Demnächst steht etwa eine Durchquerung der Schweizer Alpen auf Skiern auf dem Programm. Vor einiger Zeit war sie auf Expedition in Kirgisistan, um einen 7000er zu besteigen. Es galt, Faktoren wie Akklimatisierung, Wasservorrat und ein Gepäck, bei dem jedes Gramm zählt, zu managen. "Die Logistik ist dabei der Wahnsinn!", lacht Putz. (Alois Pumhösel, 17.3.2019)