Intelligente Haushaltsgeräte, Spracherkennung, smarte digitale Assistenten, selbstfahrende Autos: Zunehmend werden künstliche Intelligenz (KI) und Robotik Teil des Alltags und gewinnen in der Arbeitswelt an Bedeutung. Ein unter Leitung der TU Graz entwickelter Europäischer "Führerschein" für Robotik und Künstliche Intelligenz (EDLRIS) macht fit für die berufliche Zukunft im digitalen Wandel.

Robotik und Artificial Intelligence (künstliche Intelligenz) sind dabei, unsere Wirtschaft und Produktionsweise rasant zu verändern – und sie werden Kernthemen in der Berufswelt von morgen sein. "Fundiertes Wissen und Fähigkeiten in diesen Bereichen sind daher von essenzieller Bedeutung für die Ausbildung und die weitere berufliche Karriere junger Menschen", zeigte sich Projektleiter Gerald Steinbauer vom Institut für Softwaretechnologie der Technischen Universität (TU) Graz im Gespräch mit der APA überzeugt.

Gegen Fachkräftemangel

Um dem bisherigen Mangel an Fachkräften in diesem Bereich zu begegnen, hat die TU gemeinsam mit Partnerinstitutionen in Österreich und der ungarischen Szechenyi Istvan-Universität Györ ein Ausbildungs- und Zertifizierungssystem entwickelt. Junge Menschen sollen sich damit einen international anerkannten "Führerschein" für Robotik und Künstliche Intelligenz (European Driving Licence for Robots and Intelligent Systems", EDLRIS) erarbeiten können. "KI-Wissen muss genauso selbstverständlich werden wie Lesen und Schreiben – und der Erwerb des EDLRIS-Zertifikats so üblich wie die kleine rosa Karte, die zum Fahren bestimmter Fahrzeuge berechtigt", bekräftigte Steinbauer.

In einem ersten Schritt zielt das Konsortium auf die Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer ab. "Wir wollen Lehrenden die notwendigen Fähigkeiten vermitteln, damit sie junge Menschen auf einem hohen Niveau ausbilden können", erklärte der Projektleiter. Mehr als 60 Personen werden seit Anfang März in der Pädagogischen Hochschule Burgenland und an der TU Graz zu den ersten Multiplikatoren für ein besseres Verständnis von Robotik und KI und auch deren gesellschaftlichen Auswirkungen ausgebildet. Das Startmodul in Robotik wird an der PH Burgenland vermittelt: "Das ist der ideale Projektpartner, zumal dort auch das Bundeszentrum Virtuelle Pädagogische Hochschule angesiedelt ist – ein Innovationshub für digitale Bildungstrends" , wie Steinbauer erläuterte.

Modularer Aufbau

Wie beim Europäischen Computerführerschein ECDL, mit dem Personen ihre Computer-Kenntnisse nachweisen können, ist auch das EDLRIS-Zertifikat modular aufgebaut. "Wir bieten Basis- und Fortgeschrittenen-Kurse in den Bereichen Robotik und KI an und stellen Curricula, didaktische Konzepte sowie Lern- und Lehrmaterialien zur Verfügung", berichtete Steinbauer. Inhaltlich reicht das Programm von Grundlagen der KI und Informatik über mathematische Elemente bis hin zu praxisbezogenen Problemlösungen. "Man braucht dazu ein breiteres mathematisches Grundverständnis, Mathematik- und Physiklehrer bringen das leicht zusammen", zeigte sich der Projektleiter überzeugt.

Die Nachfrage sei sehr gut: "Wir sind in allen angebotenen Kursen, die offiziell von der Pädagogischen Hochschule ausgeschrieben werden, doppelt bis dreifach überbucht. Anmeldungen haben wir von Vorarlberg bis ins Burgenland", berichtete der Grazer KI-Experte und Referent Martin Kandlhofer. Pro Kurs werden zwischen 15 und 20 Teilnehmer aufgenommen. Die Lehrveranstaltungen finden vor Ort, zum Teil aber auch online statt.

Zertifikate

Die Zertifizierung übernehmen die Österreichische Computer Gesellschaft (OCG) und die John von Neumann Computer Society Ungarn. Die beiden Institutionen werden sowohl die Lehrenden als auch die jungen Menschen, die die Kurse absolvieren werden, zertifizieren. Schon während der Entwicklungsphase hätten Unternehmen aus Industrie und Wirtschaft großes Interesse am Projekt gezeigt: "Egal ob bei der Lehrstellensuche, bei der Bewerbung um einen Praktikumsplatz oder ganz allgemein als Fähigkeit im Lebenslauf: Das Zertifikat kann für Unternehmen zukünftig ein entscheidendes Kriterium bei Personalentscheidungen sein", betonte Steinbauer. (APA, 13.03.2019)