Foto: Getty Images/iStockphoto / saquizeta
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Pro
von Manuel Escher

Baumarktwerbungen neigen zum Abstrakten. Das liegt wohl auch daran, dass sich konkrete Gründe zum Selbstbauen nur schwer finden lassen. Wieso sollte nicht gleich ein Tischler Holzplatten biegen, wenn das Selbstbauresultat ähnlich aussieht, aber aus eigentlich unverbiegbaren Spanplatten besteht?

Und vielleicht ist es auch nicht das beste Zeichen, dass ich diesen Text mit Superkleber in der linken und einem abgerissenen Schrankgriff in der rechten Hand gerade mit der Nase tippe.

Aber das tut der guten Sache keinen Abbruch! Denn kaum etwas im Leben ist so lehrreich, wie die jahrelangen Nacharbeiten, die dem Selbstbauenthusiasten gegönnt sind. Und wo sonst lernt der technikaffine Werkzeugkastenfreund so viel über das Innenleben eines Fernsehers wie nach dem missglückten Versuch, ihn auf eine Halterung zu schrauben? Wer selbst zusammenbaut, baut meistens doppelt und lernt daher auch doppelt – was könnte noch mehr Freude bereiten?

Kontra
von Doris Priesching

Schon im frühen Kindesalter war ich als Mädchen ein Flop. Räuber-und-Gendarm spielen war mir lieber als Vater-Mutter-Kind, Big Jim war mein Lebensmensch, zu Weihnachten wünschte ich mir ein Schießgewehr, Röcke zu tragen bereitete mir körperliche Schmerzen, weshalb ich es mit allen Mitteln zu verhindern wusste.

Mit dem Eintritt in die Schule wurde meine persönliche Geschlechterunterwanderung beendet. Ich musste Mädchen machen, das hieß: Handarbeiten. "Werken" hätte mir mehr entsprochen, weil ich mich der Laubsäge näher fühlte als dem Knopfloch, aber eine Verteilung der Rollen war nicht vorgesehen. Buben mussten werken, Mädchen handarbeiten. Ich widmete mich dem Kreuzstich.

Ohne Erfolg, wie ich sagen darf, und in handwerklichen Dingen habe ich heute auch die vielzitierten "zwei Linken". Das Billy-Regal baute ich nicht zusammen, sondern zertrümmerte es nach mehreren Fehlversuchen. Als Mädchen blieb ich ein Flop. (RONDO, 20.3.2019)