Die Spalten und Kerben auf der Oberfläche von Europa könnten unter anderem von Strömungen unter der Eiskruste des Jupitermondes herrühren.
Foto: NASA/JPL-Caltech/SETI Institue

Seit Astronomen Anfang der 1970er-Jahre mithilfe von Sonden erstmals einen näheren Blick auf Europa geworfen haben, gilt der Jupitermond als einer der heißesten Kandidaten auf der Suche nach Leben im Sonnensystem jenseits der Erde. Bahnanalysen und die Vermessung seines Gravitationsfeldes haben mittlerweile die These glaubwürdig untermauert, dass sich unter seiner bis zu 170 Kilometer dicken Eiskruste ein Ozean aus flüssigem Wasser verbirgt.

Nun haben Wissenschafter des französischen Forschungszentrums CNRS auf der Grundlage von Computersimulationen einen detaillierteren Blick unter den Eispanzer von Europa gewährt. Die Berechnungen von Christophe Gissinger und Ludovic Petitdemange lassen den Schluss zu, dass der unterirdische Ozean auf dem Jupitermond in der Nähe des Äquators mit einer Geschwindigkeit von wenigen Zentimetern pro Sekunde entgegengesetzt zur Rotationsrichtung des Mondes gen Westen fließen könnte.

Jupiters Magnetfeld sorgt für Bewegung

Verantwortlich dafür ist das gewaltige Magnetfeld des nahen Gasriesen. Das Modell der Wissenschafter sagt nämlich vorher, dass der magnetische Einfluss von Jupiter elektrische Ströme im leitfähigen Salzwasser unter der Kruste des Eismonde induziert. Basierend auf den Daten der Nasa-Sonde Galileo, die zwischen 1995 und 2003 den Jupiter und seine Monde erkundet hat, zeigte sich, dass das fortlaufend veränderliche Magnetfeld des Jupiter die vermutlich salzhaltigen Wassermassen Europas kontinuierlich umlenkt, was letztlich zu groß angelegten Strömung in Richtung Westen führen dürften.

Die Simulationen lassen auf einen Jet Stream unter der Oberfläche des Jupitermondes Europa schließen.
Illustr.: Petitdemange, Gissinger, Science 2019

Die Wissenschafter vermuten, dass diese Wasserbewegungen letztlich auch Kräfte auf die Eiskruste ausüben. Wie Gissinger und Petitdemange im Fachjournal "Nature Astronomy" schreiben, könnten die aus zahlreichen Aufnahmen bekannten Furchen und Spalten auf der Oberfläche von Europa unter anderem auf die Strömungen zurückgehen, die ihre Simulationen ergeben haben.

Umverteilung von Nährstoffen

Letztlich gleicht diese Meeresströmung im Ozean von Europa dem irdischen Golfstrom, wie die Wissenschafter meinen. Ähnlich dem Nordatlantikstrom könnte die Wasserbewegung unter Europas Eiskruste Wärme und für potenzielle Organismen notwendige Komponenten verteilen. "Sollte es auch auf Europa Leben geben, so könnte auch der dortige Jet Stream eine ähnliche Funktion erfüllen", meinen die Forscher. (tberg, 16.3.2019)