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Qual der Wahl: Vergleichsportale versprechen Orientierung im Preisdschungel des Onlinehandels.

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Wien – Fülle ist auch ein Fluch. Wer sich online auf die Suche nach Smartphones, Waschmaschinen, Gartengeräten und Autoreifen macht, sieht mitunter den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Den Ausweg aus dem Dschungel der Rabatte und Aktionen versprechen Vergleichsportale. Ihr Navigator sind die Preise. Ihr Ziel ist es, Konsumenten Orientierung im Internet zu verschaffen. Als ein seit Jahren beliebter Wegweiser gilt Geizhals: Die Plattform ist Platzhirsch in Österreich. Kaum ein Händler, der im Web mit seinen Waren präsent sein will, kann sie umgehen. Auch große internationale Marktplätze wie Amazon und Ebay bedienen sich ihrer Dienste. Nun aber rumort es in ihrer bislang treuen Gefolgschaft.

Auslöser ist eine kräftige Preiserhöhung, die Geizhals seinen Partnern aufbürdet. Es sind im Schnitt auf einen Schlag gut 20 Prozent. Klickt ein Konsument auf dem Portal des Unternehmens einen Händler an, zahlt dieser pro Klick an Geizhals. Bisher waren es im Schnitt etwa 16 Cent. Ab Juni sind dafür rund 20 Cent zu begleichen, wie Geizhals auf Anfrage des STANDARD bestätigt. Mittelständischen Händlern erwachsen daraus Mehrkosten von bis zu 5000 Euro im Monat, rechnet ein betroffener Partner vor. "Das ist beinahe unbezahlbar."

Wenige Alternativen

Kleine österreichische Händler seien es gewesen, die Geizhals über die Jahre großmachten, klagt einer unter ihnen. Nun habe der Konzern hierzulande eine beherrschende Stellung und spiele seine Dominanz aus. Wolle man im Blickfeld der Kunden bleiben, sei es in Ermangelung von ebenbürtigen Alternativen jedenfalls unmöglich, die Zusammenarbeit zu kündigen.

Einzelne Onlinehändler denken darüber nach, eine Beschwerde bei der Bundeswettbewerbsbehörde einzubringen, wie ein aktueller Rundruf in der Branche zeigt. Auslöser dafür ist die Angst vor einer Ungleichbehandlung: Riesen wie Amazon könnten auf dem Preisvergleichsportal bessere Konditionen bekommen, was den Wettbewerb weiter verzerre, so ihr Tenor.

Wolfgang Krejcik sieht dafür keine Beweise und würdigt auch die Leistungen von Geizhals. Die Preiserhöhungen bezeichnet der Obmann des Elektrohandels der Wirtschaftskammer dennoch als überzogen, wie er auch die Nervosität auf dem Markt versteht, "denn Geizhals ist für Händler in Österreich fast unverzichtbar". Für ihn ist hier das letzte Wort noch nicht gesprochen. "Ich bin zuversichtlich, dass wir einen Kompromiss schaffen werden", betont Krejcik, der selbst ein Elektrogeschäft in Wien führt.

Zwei Millionen Nutzer

Geizhals ist hierzulande Plattform für gut 560 Händler. Zwei Millionen Nutzer informieren sich auf ihr monatlich über Produkte und Preise. Zwei bis drei Prozent werden dann im Schnitt tatsächlich zu Käufern, erzählen Händler aus der Praxis. Die genaue Höhe der sogenannten Conversion-Rate gilt als wohlgehütetes Geheimnis.

2013 beteiligte sich der deutsche Heise-Verlag am Betrieb. Heute hält die Gruppe mehr als 90 Prozent der Anteile. Leichter wurde das Geschäft seither nicht.

Direkte Konkurrenten wie Idealo, die in Deutschland das Tempo vorgeben, haben in Österreich zwar nach wie vor wenig Gewicht. Auch Shöpping, das Onlineportal der Post, kommt aus Sicht vieler Händler schwer in die Gänge. Dafür mischen Amazon und Google den Markt auf: Konsumenten nutzen die Konzerne bei der Schnäppchenjagd zusehends als Suchmaschinen.

Kostensteigerung

Geizhals selbst begründet die steigenden Tarife für Händler mit dem Ausbau des Services und höheren Kosten für die 75 Mitarbeiter in Wien. Um zudem auch künftig Wachstum für die Plattform und somit auch für die Händler zu garantieren, müsse man laufend investieren, sagt Unternehmenssprecher Michael Nikolajuk.

Tatsächlich seien die Preise von Geizhals auch nach der Erhöhung immer noch deutlich unter dem marktüblichen Schnitt. "Das letzte Mal stiegen sie 2016 um rund zwölf Prozent." Dass große Konzerne davon ausgenommen werden, sei falsch. Amazon bezahle aufgrund eines Provisionsmodells im Schnitt um rund 65 Prozent mehr als andere Händler, sagt Nikolajuk. Weit mehr als kleine Partner liefere auch Ebay ab. "Würden wir die Großen fördern, würden wir uns nur ins eigene Fleisch schneiden – wir würden uns damit mittelfristig selbst abschaffen." Geizhals lebe von Marktvielfalt. Denn ein Preisvergleich habe nur mit vielen Händlern und Angeboten Sinn. (Verena Kainrath, 15.3.2019)