Ein anderes Betriebssystem für Huawei-Smartphones? Eine Route, die das Unternehmen wohl nur im äußersten Notfall nehmen will.

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Ein Misstrauen gegenüber großen chinesischen Hardwareherstellern gibt es gerade in den USA von politischer Seite her schon lange. Die Angst, dass man ausspioniert werden könnte, sitzt tief. In den vergangenen Monaten ist die Situation aber dann endgültig eskaliert. Vor dem Hintergrund des aktuellen Handelskonflikts gerieten dabei vor allem ZTE und Huawei unter Beschuss.

Angesichts dessen wachsen auf der chinesischen Seite ganz andere Ängste, nämlich dass man früher oder später vom Zugriff auf US-amerikanische Technologien ausgeschlossen werden könnte. Zumindest bei Huawei scheint man auf diesen Ernstfall aber vorbereitet zu sein.

Alternativen

"Wir haben ein eigenes Betriebssystem vorbereitet. Sollte es einmal dazu kommen, dass wir diese Systeme nicht mehr nutzen können, wären wir also gewappnet. Das ist unser Plan B." betont Huawei-Manager Richard Yu im Interview mit der "Welt". Yu spielt dabei auf die Betriebssysteme von Microsoft und Google – also Windows und Android – an, die Huawei bisher auf seinen Computern und Smartphones nutzt. Gleichzeitig betont der Manager aber, dass man es bevorzugen würde, weiter mit den US-Unternehmen zu kooperieren.

Spurensuche

Ganz neu ist diese Information allerdings nicht. Erste Berichte über die Entwicklung eines eigenen Betriebssystems von Huawei gehen bereits auf das Jahr 2012 zurück. Über die Jahre war dann immer wieder von diesem Projekt zu hören, die Details dazu sind bisher trotzdem dünn gesät. Wirklich konkrete Informationen zu Aufbau und Umfang des Systems sind bisher jedenfalls nicht nach außen gedrungen.

Viele Unklarheiten

So bleiben auch zentrale Fragen zur Sinnhaftigkeit dieser Entwicklung offen. Etwa, dass es für Huawei im Fall eines Ausschlusses von US-Technologie wohl einfacher wäre einfach eine eigene Android-Abspaltung zu nutzen – so wie man es in China aufgrund der fehlenden Präsenz von Google in dem asiatischen Land schon jetzt tut. Aufgrund der freien Lizenz von Android könnte niemand Huawei von einem solchen Schritt abhalten. Zudem hätte man hier weiterhin Zugriff auf ein breites Softwareangebot, während man mit einem eigenen System praktisch von Null beginnen müsste.

Im Desktop-Bereich würden zudem noch ganz andere Herausforderungen auf Huawei zukommen. Denn während man für Smartphones eigene Prozessoren entwickelt, ist man für stärkere Systeme bisher von US-Unternehmen wie Intel abhängig – hier müsste man also zusätzlich noch die Hardwareentwicklung hochfahren. Und auch hier stellt sich natürlich die Frage der Softwareverfügbarkeit. (apo, 15.3.2019)