Stefan Luitz darf wieder jubeln.

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Österreichs Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher versteht die CAS-Entscheidung nicht...

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...Luitz-Manager Kilian Albrecht sehr wohl.

Lausanne – Der deutsche Skirennläufer Stefan Luitz hat seinen Sieg im alpinen Weltcup-Riesentorlauf Anfang Dezember in Beaver Creek zurückerhalten. Nach Auskunft seiner Anwältin Anne Jakob habe der Einspruch beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) gegen die Aberkennung seines Premieren-Siegs durch den Internationalen Skiverband (FIS) Erfolg gehabt. Marcel Hirscher hält damit bei "nur" 67 Weltcupsiegen.

Der in den USA im Rennen zweitplatzierte Salzburger hatte den Sieg von Luitz "geerbt", nun rückt er wieder auf Rang zwei zurück. An seinem Gewinn des Disziplin-Weltcups im Riesentorlauf ändert das nichts. Luitz hatte im Aufenthaltsbereich an der Rennstrecke Sauerstoff durch eine Maske eingeatmet und damit gegen das FIS-Reglement verstoßen. Die FIS disqualifizierte ihn wegen eines Regelverstoßes, folgte damit einer Formulierung im Anti-Doping-Reglement.

WADC überstimmt FIS-Regeln

In der Urteilsbegründung des Internationalen Sportgerichtshof (CAS) wird der Artikel 20.4 der FIS-Anti-Doping-Regeln festgehalten, der im Falle eines Konflikts mit dem Welt-Anti-Doping-Code (WADC) und seinen internationalen Standards die FIS-Anti-Doping-Regeln sozusagen überstimmt.

"Da der WADC und seine Liste an verbotenen Mitteln die Inhalation von zusätzlichem Sauerstoff nicht als Verletzung der Anti-Doping-Regeln sieht, ... werden die FIS-Bestimmungen vom WADC aufgehoben."

Nun also doch Premieren-Sieg

Luitz hat nun wieder seinen ersten Weltcupsieg. Der 26-Jährige ist damit einer von 14 deutschen Herren mit zumindest einen Weltcup-Erfolg. Welche Konsequenzen die CAS-Entscheidung für das FIS-Reglement hat, war zunächst unklar. "Wenn die FIS die Regeln jetzt nicht anpasst, handelt sie grob fahrlässig", sagte Jakob. Theoretisch könnte der Schiedsspruch noch vor dem Schweizer Bundesgericht, einem staatlichen Gericht, auf Verfahrensfragen überprüft werden.

Luitz' Saison ist nach einer Knieverletzung und einer Operation an der Schulter bereits beendet, er ist beim laufenden Weltcup-Finale in Andorra daher nicht dabei. Er hatte sich gegen die Strafe gewehrt und diese damit begründet, dass Sauerstoffzufuhr von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) explizit erlaubt ist und es damit einen Widerspruch zwischen FIS-und WADA-Richtlinien gibt. Der Verstoß gegen die FIS-Regeln sei ihm auch deshalb nicht bewusst gewesen.

FIS akzeptiert Urteil

Die FIS akzeptiert das Urteil und respektiert die Entscheidung im "Fall Stefan Luitz". Die Weltcupstände hat der Weltverband schon dem Urteil gemäß geändert. Sarah Lewis will die CAS-Entscheidung erst kommentieren, wenn man Einsicht in den Urteilsspruch hat. "Wir werden erst dann dazu Stellung nehmen", sagte die FIS-Generalsekretärin in Soldeu.

Statistische Folgen für Hirscher

Für Hirscher hat die Wieder-Aberkennung des unverhofften Sieges vom 2. Dezember nur statistische Folgen. Der 30-Jährige hat in dieser Saison damit bisher neun Erfolge gefeiert, auf den Sieg-Rekord des Schweden Ingemar Stenmark fehlen ihm nun noch 19 Erfolge. Luitz hatte das Rennen 14/100 Sekunden vor Hirscher gewonnen, der Deutscher Thomas Tumler ist nun wieder Dritter (+51), der Norweger Henrik Kristoffersen (+0,67) rutschte wieder vom Podest.

Luitz war über den Erfolg seines Einspruchs natürlich hoch erfreut: "Ich freue mich sehr, dass der CAS zu dieser Entscheidung gekommen ist. Damit ist auch klargestellt, dass es sich nicht um einen Dopingverstoß handelt. Ich bin glücklich über die Bestätigung meiner sportlichen Leistung am grünen Tisch", sagte Luitz am Freitag. "Ich finde es extrem wichtig und extrem gut, dass eine Entscheidung zugunsten des Sportlers gefallen ist", sagte der deutsche Alpindirektor Wolfgang Maier.

ÖSV ernüchtert, DSV erleichert

Unterschiedlich aufgenommen haben die beiden betroffenen Herren-Chefs die CAS-Entscheidung. "Für mein Rechtsverständnis ist das eine falsche Entscheidung", sagte Andreas Puelacher vom ÖSV. "Aus unserer Sicht ist es ein Sieg für die Gerechtigkeit und ein Sieg für Stefan", meinte Mathias Berthold vom DSV.

"Normalerweise sollte man so etwas gleich nach dem Rennen entscheiden, oder einen Tag nachher, oder ich weiß nicht genau in welcher Zeitspanne. Damit das Ganze vom Tisch ist. Und man ganz normal geregelt weiterfahren kann. Weil so hat es natürlich die Startliste durcheinandergewirbelt und jetzt hat es uns auch das Punktesystem wieder durcheinandergebracht", sagte Österreichs Herren-Rennsportleiter.

Berthold, der Cheftrainer der deutschen Skiherren, sagte in Soldeu, dass "Stefan in diesem Fall wirklich keine Schuld" gehabt habe. "Die Einzelheiten sind ja nie an die Öffentlichkeit gekommen, deshalb hat mich gewundert, wie einige Leute, Sportfunktionäre auch in Österreich, argumentiert haben, dieses ganze Hickhack speziell am Anfang. Stefan hat eine super Leistung gebracht und nichts Verkehrtes gemacht. Zumindest war er sich nicht bewusst, dass es ein Regelverstoß war."

Lösung für Zukunft

Auch Berthold denkt an die Zukunft: "Die FIS ist am Zug. Sie sollte klarstellen, welche Regeln die richtigen sind. Ob sie eigene Regeln haben oder die Regeln der WADA haben, das ist jetzt einmal wichtig. Wenn man zum Beispiel Sauerstoff in die App der WADA eingibt, sind da lauter grüne Häkchen, alles erlaubt. Ich denke, da ist die FIS gefragt, dass sie ihre medizinischen Richtlinien in Ordnung bringt."

Puelacher wünscht sich eine einheitliche Regelung quer über alle Internationalen Verbände. "Es gibt nicht nur einen Skiverband, es gibt den Radsportverband, den Leichtathletikverband, jeder Verband hat seine Zusätze und Spezifikationen, was Doping ist. Das ist jetzt alles infrage gestellt. Das Urteil ist für mich jetzt weitreichend." Der CAS-Spruch sollte Bewegung in die Sache bringen. (APA, red, 15.3.2019)

Endstand des Weltcup-Riesentorlaufs in Beaver Creek:

1. Stefan Luitz (GER) 2:36,38 1:15,57 1:20,81
2. Marcel Hirscher (AUT) 2:36,52 +00,14
3. Thomas Tumler (SUI) 2:36,89 +00,51
4. Henrik Kristoffersen (NOR) 2:37,05 +00,67
5. Loic Meillard (SUI) 2:37,22 +00,84
6. Matts Olsson (SWE) 2:37,28 +00,90
7. Mathieu Faivre (FRA) 2:37,29 +00,91
8. Riccardo Tonetti (ITA) 2:37,48 +01,10/Ted Ligety (USA) 2:37,48 +01,10
10. Victor Muffat-Jeandet (FRA) 2:37,50 +01,12

Die aktualisierten Weltcup-Wertungen:

Herren – Gesamtwertung nach 36 Rennen:

1. Marcel Hirscher (AUT) 1488 *
2. Alexis Pinturault (FRA) 1013
3. Henrik Kristoffersen (NOR) 978
4. Dominik Paris (ITA) 950
5. Vincent Kriechmayr (AUT) 739
6. Beat Feuz (SUI) 722
7. Mauro Caviezel (SUI) 696
8. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 651
9. Marco Schwarz (AUT) 560
10. Kjetil Jansrud (NOR) 537

Riesenslalom Herren (8):

1. Marcel Hirscher (AUT) 640 *
2. Henrik Kristoffersen (NOR) 492
3. Alexis Pinturault (FRA) 369
4. Thomas Fanara (FRA) 289
5. Loic Meillard (SUI) 287

* = vorzeitig Gesamtsieger