Bild nicht mehr verfügbar.

Innenminister Herbert Kickl ist für "Zur Zeit" der "wohl am heftigsten angefeindete Minister".

Foto: REUTERS/Leonhard Foeger

Wenn das nur kein Ladenhüter wird! Seit etlichen Wochen wirbt jetzt das freiheitliche Magazin "Zur Zeit" für ein vom freiheitlichen Chefideologen herausgegebenes Meisterwerk der Politologie, nämlich für Herbert K.: Der Law-&-Order Minister. Und obwohl es zum Preis von 9,90 Euro sicher weit unter dem ethischen Wert verschleudert wird, den es zwischen den Deckeln entfaltet, muss weiter an der Werbekurbel gedreht werden. Dem geneigten Leser präsentieren wir ein Buch, das sich nur Innenminister Herbert Kickl widmet. Nur Kickl gibt aber offenbar nicht einmal bei einem Umfang von 124 Seiten genug her, weil es zusätzlich noch das zeitgeschichtliche und internationale Umfeld im Zusammenhang mit diesem Thema – eben Herbert Kickl – ausleuchtet.

Es geht aber weniger ums Ausleuchten als um Rückenstärkung. Dieses Buch ist natürlich auch so etwas wie eine Solidaritätsadresse gegenüber dem wohl am heftigsten angefeindeten Minister der neuen Mitte-Rechts-Regierung. Die Legitimität einer solchen biografischen Skizze ist keine Selbstverständlichkeit, sondern erfordert eine intellektuelle Begründung. Die Legitimität dieses Buches ergibt sich allein schon aus der Tatsache, dass sowohl die linke Opposition als auch die politisch-korrekten Mainstream-Medien den Innenminister zum primären Ziel ihrer Attacken gemacht haben, und dies wohl nicht zufällig.

Zur Symbolfigur geworden

Von Zufall kann da umso weniger die Rede sein, als dieser literarische Versuch einer Legitimierung der Untaten dieses Innenministers durch die behauptete Legitimität ihrer Darstellung an den Attacken der politisch-korrekten Mainstream-Medien nichts ändern wird. Dass in der Annonce der Begriff der politischen Korrektheit den Handlungen des Innenministers ohne weiteres als entgegengesetzt beschrieben wird, kann einfach kein Zufall sein.

Für eine Solidaritätsadresse an Kickl muss anderes in den Hintergrund rücken. Er ist zur Symbolfigur dafür geworden, dass diese aus ÖVP und FPÖ gebildete Mitte-Rechts-Regierung tatsächlich gewillt und in der Lage ist, das Land einer wertkonservativen Reform zu unterziehen. Dass diese Regierung gewillt ist, das Land mehr als einer wertkonservativen Reform zu unterziehen, ist nicht zu bezweifeln, ob sie dazu auch in der Lage ist, wird die Zeit weisen. Erfreulich der Hinweis, worum es dieser Regierung wirklich geht, und dass ihr Sicherheitsgetue nur ein Vorwand für anderes ist. Umso ungerechter, wenn dabei der Bundeskanzler als die eigentliche Symbolfigur unter den Tisch fällt. Erst er ließ Kickl zum Titelhelden eines Buches werden.

Mölzer im Editorial

Nicht genug mit der Reklame, arbeitet sich Mölzer im Editorial auch unter eigenem Namen an Kickl ab. Dabei überschreitet er einige Grenzen, die an dessen erzrechter Gesinnung Zweifel erwecken. Altachtundsechziger, Post- und Spätmarxisten aller Schattierungen wissen es natürlich: Wer die Begriffe beherrscht, beherrscht die Inhalte. Und diese Maxime ist offenbar auch Innenminister Herbert Kickl geläufig, wenn er nunmehr aus den Erstaufnahmezentren, wie sie in Traiskirchen oder Kalham bestehen, Ausreisezentren macht. Wer hätte gedacht, dass hinter so viel Fremdenfeindlichkeit ein heimlicher Altachtundsechziger und Spätmarxist steht? Mölzers Versuch, Kickl auf diese Art der SPÖ schmackhaft zu machen, könnte bei einigen dort funktionieren.

Aber für Kickl greift Mölzer noch weiter in die Vergangenheit zurück, und da trifft er es gleichviel besser. Das linke Kickl-Bashing und Kickls politisches Agieren nach dem Motto "Wer mich nicht liebt, soll mich wenigstens fürchten" ergänzen einander also idealtypisch. Der Verdacht, Österreichs Innenminister könnte sich als wiedergeborener Caligula empfinden, liegt schon lange in der Luft. Dessen Slogan "Oderint dum timeant" hat schon geistige Vorläufer der FPÖ begeistert, da liegt ein Vergleich nahe. Caligula machte sein Pferd Incitatus zum Konsul, wer weiß, wie weit es Kickls Polizeiwürschteln im wertkonservativ reformierten Österreich noch bringen. Fest steht allerdings für Mölzer: Sollte Kickl stürzen, stürzt die Regierung. Merk's Kurz!

Nicht genug mit Mölzer, lieferte auch noch der FPÖ-Abgeordnete Wolfgang Zanger eine Solidaritätsadresse für Kickl ab. Die SPÖ ist für den Gewaltanstieg aufgrund der Migrationswelle 2015 verantwortlich. Kein Wunder, sind doch verfassungsrechtliche Bedenken nur an den Haaren herbeigezogene Kritik. (Günter Traxler, 17.3.2019)