Werner Klausner bevorzugt Sachlichkeit.

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Günter Bresnik bevorzugt Siege von Dominic Thiem.

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Wien – Günter Bresnik könnten die Turbulenzen im österreichischen Tennisverband (ÖTV) ziemlich wurscht sein, andererseits "regt es mich schon auf. Das ist eine charakterliche Meisterleistung nach unten. Eine Linke, ein Putsch mit Mafiamethoden. Prinzipiell existiert in Österreich eine Demokratiekultur, im Tennis anscheinend nicht", sagt er dem STANDARD.

Mitte der Woche hatte ÖTV-Präsident Werner Klausner seine exakt ein Jahr währende Amtszeit für beendet erklärt, der Generalversammlung am 24. März bleibt er fern. Der 52-jährige Salzburger reagierte auf interne Querelen, den Aufstand der Landesverbandspräsidenten, die (noch) wichtiger werden wollen, das Wohl im Föderalismus und der Individualförderung sehen. Klausner: "Ich bevorzuge ein Miteinander, kein Nebeneinander oder gar Gegeneinander. Mir sind Respekt und Sachlichkeit wichtig. Tennis, keine Eitelkeiten, sollte im Mittelpunkt stehen."

Südstadt "unverzichtbar"

Der Dachverband kooperiert mit dem nationalen Leistungszentrum Südstadt, also mit Bresnik und Wolfgang Thiem, dem Vater von Dominic. Was das österreichische Tennis je zu bieten hatte (Muster! Skoff! Melzer!), wurde in der Südstadt ausgebildet. Klausner zum STANDARD: "Unverzichtbar. Ich bin ein Anhänger des dualen Systems. Es spricht aber überhaupt nichts dagegen, wenn es Talente woanders versuchen." Der ÖTV budgetiert mit zwei Millionen Euro im Jahr, die Hälfte kommt dem Spitzensport zugute. Klausner übernahm den Laden mit roten Zahlen, jetzt schreibt er schwarze.

Die Rebellengruppe ist freilich gar nicht so klein, als treibende Kräfte gelten die Landeschefs von Wien (Christian Barkmann), Oberösterreich (Hans Sommer) und Salzburg (Christian Zulehner). Sommer wehrt sich gegen die Begriffe "Putsch und Revolution. Es ist eine Strukturreform." Man wolle die Südstadt auch nicht abschaffen. "Wir wollen aber auf Augenhöhe sein." Bresnik irritiert diese Aussage. "Ich spreche mit allen Menschen auf Augenhöhe, so wurde ich erzogen." Abgesehen davon gehe es ihm überhaupt nicht um Fördergelder. "Peanuts. Ich lebe ohne sehr gut. Mir ist es prinzipiell egal, ob ich Japaner oder Österreicher trainiere." Fakt sei, "dass Karrieren aus Eigeninitiativen entstehen. Tennis ist ein Einzelsport."

Brief von Wolner

Klausner sieht das auch so. "Ein Verband kann nur den Rahmen schaffen. Tennis ist immer international. Fußball spielt man auch gegen den Nachbarort. Bei uns musst du als Jugendlicher um den Globus reisen, das kostet. Es ist ein Welt-, kein Provinzsport."

Der ehemalige Verbandschef Ernst Wolner reagierte in einem auf der Homepage einsehbaren offenen Brief "mit großer Besorgnis". Zwar sei ihm bewusst, dass auch in seiner 15-jährigen Amtszeit Fehler passiert sind. "Mein größter strategischer Fehler war, dass ich, als Thomas Muster Daviscup-Kapitän werden wollte und wurde, nicht seinem Vorgänger Bresnik das Amt des Sportdirektors angeboten habe."

In der Zeit nach ihm sei die Aufnahme zweier Landespräsidenten als Mitglieder des ÖTV-Vorstandes völlig falsch gewesen. "Damit kam es zu einer Vermischung zwischen Aufsicht und operativer Tätigkeit. Aufgabe des Präsidiums ist es, den Verband zu führen, Aufgabe des Länderkuratoriums und damit der Landespräsidenten ist es, den Vorstand zu kontrollieren. Wenn jetzt die Landespräsidenten im Rotationsprinzip ÖTV-Präsident sein wollen, so ist diese Vermischung zwischen Aufsicht und operativer Tätigkeit der Super-GAU schlechthin. Den Landespräsidenten kann ich nur sagen, die Brötchen, die sie jetzt backen wollen, sind für sie viel zu groß." Sommer findet den Brief "zu polemisch und emotional", Klausner inhaltlich vollkommen richtig.

Zweitgrößter Verband

Mit 170.000 Mitgliedern ist der ÖTV mengenmäßig nach Fußball der zweitgrößte Sportverband des Landes. Politisch ist er nicht wirklich bedeutend, die Macht des Skiverbands unterbietet er bei weitem. Die Landespräsidenten wollen das Länderkuratorium nun abschaffen, Statuten ändern. Einer der neun soll Präsident sein, man könnte ja losen. Klausner hätte eine andere Idee: "Es sollte jemand von außen sein. Jemand, der Kontakt zur Wirtschaft hat, ein Stratege. Vielleicht sollt man vom Ehrenamt überhaupt abkommen, einen bezahlten CEO verpflichten. Er muss Tennis mögen."

Bresnik mag, dass sein Schützling Dominic Thiem das Halbfinale in Indian Wells erreicht hat, "denn darum geht es im Tennis". (Christian Hackl, 16.3.2019)