Wer in Frankreich arbeitet, erhält nicht unbedingt mehr als jemand, der auf Arbeitslosengeld angewiesen ist.

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Paris – In Frankreich erhält jeder fünfte Arbeitslose mehr Bezüge als während der vorangegangenen Berufstätigkeit. Dies betrifft nach einer Statistik der französischen Arbeitsagentur Pole emploi rund 600.000 Leistungsempfänger, die weniger als 1.300 Euro an monatlichen Zuwendungen des Staats erhalten.

Ein Viertel von ihnen erhält demnach mehr als 147 Prozent des früheren Einkommens. Die Zahlen lösten in Frankreich heftige Debatten aus.

Die Höhe der Bezüge ergibt sich nach Angaben von Pole emploi aus einer Besonderheit der französischen Arbeitslosenversicherung. Die Berechnung der Ansprüche basiert demnach auf der Zahl der zuvor geleisteten Arbeitstage. Das komme Menschen mit befristeten Kettenverträgen und Unterbrechungen in der Erwerbsbiografie zugute, da sich deren Einkommen bei der Berechnung auf weniger Arbeitstage verteilt als bei durchgehend Beschäftigten. Allerdings sei dann auch der zeitliche Anspruch auf Arbeitslosengeld kürzer.

Vorwurf der Stimmungsmache

Frankreichs Arbeitsministerin Muriel Pénicaud hatte Ende Februar mit einem Verweis auf die Statistik während der Präsentation von Reformplänen für die Arbeitslosenversicherung für Aufsehen gesorgt. Kritiker wie Gewerkschaften warfen ihr Stimmungsmache gegen Arbeitslose vor. Zudem verwiesen sie darauf, dass nur Geringverdiener von höheren Bezügen bei Arbeitslosigkeit profitierten. Regierung und Arbeitgeber drängen dagegen auf Reformen. (APA, AFP, 16.3.2019)