Rund 360 Millionen Nächtigungen gibt es jährlich in der von der Oberbank abgedeckten Region – ein Potenzial, das Bankchef Franz Gasselsberger stärker nutzen will.

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Wien – Mit einem kleinen Strategieschwenk will die Linzer Oberbank ein Stück weit ihre Ausrichtung auf Industrie und den unternehmerischen Mittelstand lockern – und sich künftig stärker im Tourismus engagieren. Schon wegen der regionalen Ausrichtung sieht Bankchef Franz Gasselsberger in der kapitalintensiven Branche einen "naheliegenden Markt". Rund 360 Millionen Nächtigungen gibt es ihm zufolge pro Jahr in der von der Oberbank abgedeckten Region, also zwischen Süddeutschland über den Norden und Osten Österreichs bis Ungarn und Tschechien.

Einen Persilschein auf eine Finanzierung soll das nicht darstellen, schließlich gilt der Tourismus als problematisch. Vorbehalte, die für Gasselsberger nicht ganz unbegründet sind: Einerseits bemängelt er die Kleingliedrigkeit, also mit durchschnittlich 16,5 Zimmern zu kleine Betriebsgrößen. Wegen hoher Fixkosten von Hotels legt die Oberbank daher Wert auf eine gewisse Mindestgröße von 50 bis 80 Betten sowie auf die Verfügbarkeit von ausreichenden Erweiterungsflächen zum Ausbau.

Klare Positionierung

Zudem kritisiert Gasselsberger auch die oftmals fehlende klare Positionierung. Dieses "more of the same" führe zu einem Preisdruck, da man sich sonst nicht von anderen Angeboten abheben könne. Dementsprechend wenig hält der Oberbank-Chef von Hotelportalen, weil auch dadurch starker Preisdruck entstehe. Diese "Preissenkungsfalle" könne dazu führen, dass ein Betrieb nicht mehr investiert – worin Gasselsberger einen Teufelskreis sieht.

Im Blick hat er in der Hotellerie vor allem zwei Bereiche. Dabei handelt es sich sowohl bei Resorts als auch im städtischen Bereich die gehobenen Segmente, also Betriebe mit vier oder fünf Sternen. Im Vorteil sieht er Hotels mit einer klaren Ausrichtung auf eine gewisse Zielgruppe – also im Resortbereich etwa als Wellness- oder Kinderhotels. Zudem sollten die Betriebe bevorzugt eigentümergeführt und mit Eigenvertrieb am Markt tätig sein.

Interessanter Budgetbereich

Ebenfalls interessant findet der Oberbank-Chef den preisgünstigen Budgetbereich, wobei er Hotelgruppen wie Motel One eine Vorreiterrolle im Bereich "cheap and chic" beimisst. Diese Anbieter hätten den Fokus auf "sleep and shower" in Bestlagen, seien Profis in Flächeneffizienz und sehr designorientiert. Aber auch Seilbahnen hat Gasselsberger auf dem Radar – bevorzugt jene mit klaren Eigentumsverhältnissen.

Derzeit hat die Oberbank rund 600 Millionen Euro an Krediten an Tourismusbetriebe in den Büchern. Diesen Wert will Gasselsberger künftig auf eine Milliarde Euro fast verdoppeln. (aha, 17.3.2019)