40.000 Tonnen Rohöl liefen von der Exxon Valdez aus und verseuchten einen 2.400 Kilometer langen Küstenstreifen.

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Ein Archivfoto vom 9. April 1989: Ein Fischer inspiziert einen toten kalifornischen Grauwal an der Nordküste von Latouche Island in Alaska.

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Anchorage – Auf den ersten Blick wirkt alles wie früher: Weiße Eisberge schwimmen im dunkelblauen Meer, in den Wellen lassen sich Seeotter treiben. Aber hinter der Idylle des Prinz-William-Sunds vor der Küste Alaskas verbergen sich immer noch Spuren einer der größten Umweltkatastrophen in der Geschichte der USA.

Am kommenden Sonntag vor 30 Jahren rammte der US-Tanker Exxon Valdez dort das Bligh-Riff und schlug leck. Rund 40.000 Tonnen Rohöl liefen aus und verseuchten einen gut 2.400 Kilometer langen Küstenstreifen.

Unglück am 24. März 1989

Es war kurz nach Mitternacht am 24. März 1989, als der mit 163.000 Tonnen Rohöl aus der Trans-Alaska-Pipeline beladene Tanker auf dem Weg nach Kalifornien bei ruhiger See auf das Riff lief. Der Kapitän schlief, er hatte einem weniger erfahrenen Offizier das Kommando überlassen. Die Gegend ist schwer zugänglich, nur per Flugzeug, Hubschrauber oder Schiff erreichbar, darum gestaltete sich der Noteinsatz schwierig.

Fischerei kam zeitweise zum Erliegen

Die Folgen des Unglücks waren dramatisch: Die Fischerei kam zeitweise zum Erliegen, viele Familien und ganze Orte standen vor dem Ruin. Der Ölkonzern Exxon wurde mit Klagen überzogen und musste schließlich Milliarden für Säuberungen, Schadenersatz und Geldstrafen zahlen.

Viele neue Regelungen und Vorsichtsmaßnahmen wurden danach eingeführt: In der Gegend sind nur noch doppelwandige Öltanker zugelassen, zudem müssen die Schiffe von mehreren Schleppern begleitet werden. Das Bligh-Riff ist mit einem Warnlicht markiert.

250.000 Seevögel starben

Besonders dramatisch – und bis heute spürbar – waren die Folgen für die Natur im Prinz-William-Sund, vor dem Unglück eines der unberührtesten und artenreichsten Ökosysteme der USA. Rund 250.000 Seevögel und tausende weitere Tiere starben an den Folgen der Ölpest, darunter Seeotter, Robben, Grauwale und Pazifische Heringe. Die Auswirkungen der Giftstoffe machen sich bis heute bemerkbar: Vor allem in den Sedimenten der Uferzonen lagern Rohölreste, Forscher untersuchen die Gegend nach wie vor intensiv.

"Ein wichtiger Faktor ist das verbleibende Öl", sagte der Wissenschafter Jeffrey Short, der im Auftrag der US-Regierung die Untersuchungen nach dem Unglück leitete, kürzlich dem Lokalsender KTUU. "Wir haben herausgefunden, dass das Öl an den Küsten viel länger geblieben ist, als irgendwer vermutet hatte. Deswegen gab es langanhaltende Auswirkungen, denn die Tiere wurden dem immer wieder ausgesetzt."

Einige Bestände wie die der Seeotter haben sich weitgehend erholt, jene der Pazifischen Heringe, der Lachse und Orcas noch nicht. "Die Erholung von Arten, die sehr sensibel in Hinblick auf die Langzeiteffekte von Ölverschmutzungen sind, kann Jahrzehnte dauern", sagt die Forscherin Brenda Ballachey, die vor fünf Jahren eine Bestandsaufnahme im Prinz-William-Sund gemacht hat.

2010 explodierte Ölplattform Deepwater Horizon

Das Unglück schockierte Menschen weltweit und brannte sich ins Gedächtnis ein – wurde aber schon einige Jahre später von einer anderen Ölkatastrophe übertroffen: 2010 explodiert die Ölplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko. Fünf Monate lang sprudelten insgesamt 780 Millionen Liter Öl ins Meer – ein Vielfaches der bei der Exxon Valdez ausgelaufenen Menge.

Vom Unfall eines Frachters, der erst vor wenigen Tagen vor der französischen Atlantikküste gesunken ist, erwarten Experten dagegen weniger schlimme Auswirkungen. Er enthielt nach Medienangaben rund 2.200 Tonnen Schweröl und transportierte Container und Fahrzeuge. (dpa, red, 18.3.2019)