Warum nur tun sie sich das an, fragt man sich gleich zu Beginn der neuen Serie Andere Eltern, zu sehen ab Dienstag (20.15 Uhr) auf dem Bezahlsender TNT Comedy. Sie, das sind ganz unterschiedliche Eltern und andere Paare, die das Kinderkriegen noch vor sich haben. Gemeinsam wollen sie im Kölner Hipster-Stadtteil Nippes eine Kindergruppe gründen. Weil sie ja alle nur das Allerbeste für das eigene Kind wollen. Und natürlich nur sie selber wissen, was das Allerbeste für das eigene Kind ist.

Basisdemokratisch

In sieben rund halbstündigen Episoden lässt Autor, Produzent und Regisseur Lutz Heineking dienstags im Hauptabend diese Helikoptereltern aufeinander los.

Und wie! Die Serie wurde im Mockumentary-Stil gedreht, die Rollen vorab nur grob skizziert, die Dialoge dann von den Schauspielern vor der Kamera improvisiert. Nina, gespielt von Lavinia Wilson – sie war bei den Dreharbeiten tatsächlich schwanger – und ihr Mann Jannos (Yasin Challah) sind die Initiatoren des Kindergruppeprojekts und nicht immer einer Meinung (Masernimpfung!).

Foto: TNT Comedy

Früher war Nina Kreativdirektorin in einer Werbeagentur, jetzt ist sie Yogalehrerin. Demokratie innerhalb der Gruppe ist ihr wichtig, zumindest theoretisch. Wenn Abstimmungen aber gegen ihren Willen ausgehen, hat sie ihre Schwierigkeiten damit. Und Abstimmungen gibt es viele: vegan, vegetarisch oder hin und wieder Biofleisch für die Kleinen? Betreuerin oder Betreuer? Gelbe oder blaue Wände? Rutsche, oder ist die dann doch zu gefährlich? Jede und jeder hat einen eigenen Zugang zu diesen Themen, einen Konsens zu finden ist schwer.

Musikproduzentin Nike (Henny Reents) ist die Pragmatikerin in der Runde, die sich schonungslos Ninas Besserwisserei entgegenstellt. Die – zumindest vordergründig – gutmütige Anita (Nadja Becker) und ihr Mann, der homophobe Traditionalist Lars (Sebastian Schwarz), haben noch kein Kind, wissen aber schon jetzt genau, wie Elternsein geht. Der schwule Malte (Daniel Zillmann) ist auf der Suche nach einer Leihmutter. Und der brave Hausmann Björn (Serkan Kaya) zuckt langsam, aber sicher aus, weil seine berufstätige Frau Yaa (Rebecca Lina) ihr Leben vor allem mit Instagram und nicht mit ihrer Familie teilt.

Foto: TNT Comedy

Den roten Faden der Serie liefert Ninas Mutter Ini (Johanna Gastdorf). Für sie als Filmemacherin ist das Treiben der Kita-Gründer, denen es oft vor allem um ihre eigenen Befindlichkeiten geht, zunächst nur ein guter Stoff für ihren neuen Dokumentarfilm. Sie will ergründen, wie junge Eltern heute so ticken, und kommentiert deren Verhalten sarkastisch aus dem Off. Bis sie selber mehr und mehr Teil der Truppe wird, unaufgearbeiteten Mutter-Tochter-Konflikten sei Dank.

Mit Impro-Fernsehen hat Regisseur Heineking Erfahrung, schon in Endlich Deutsch! ließ er 2014 die Darsteller ohne fixes Drehbuch agieren. Mit Andere Eltern ist ihm und den Schauspielern eine Serie gelungen, die Eltern einen Spiegel vorhält, ohne sie vorzuführen. Lustig und überzeichnet, aber immer liebevoll und doch recht nahe an der Realität. (ae, 19.3.2019)

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