Ein aktuelles Top-Smartphone ist ein ziemlich teures Vergnügen.

Foto: Marcio Jose Sanchez / Apple

Ob Apple, Samsung oder auch Google: So unterschiedlich die Smartphone-Hersteller in vielerlei Hinsicht sein mögen, ein Faktor eint sie. Ihre Topgeräte sind in den vergangenen Jahren immer teurer geworden – und zwar signifikant, wie "The Verge" vorrechnet.

Starkes Wachstum

Gab es etwa das vor drei Jahren veröffentlichte Galaxy S7 noch zu einem Einführungspreis von 670 Dollar kostet die billigste Variante des S10 nun bereits knapp 900 Dollar. Ähnlich sieht es bei Apple aus, dessen iPhone 7 noch ab 649 Dollar zu haben war, während das iPhone XS bei 999 Dollar beginnt. Da wirkt die Entwicklung bei Googles Pixel-Reihe schon fast moderat. Ein Anstieg von 649 (vom Pixel 1) auf 799 Dollar (bei Pixel 3) in nur zwei Jahren stellt allerdings ebenfalls eine deutliche Teuerung dar.

Und bei all dem darf nicht vergessen werden: Wir reden hier nur von den kleineren Modellen, für jene mit etwas größerem Display und zum Teil auch besserer Hardwareausstattung gilt es bei all den Herstellern dann noch einmal 100 Dollar aufzuschlagen. Und will man dann noch die größte Speicherausstattung haben, kratzen diese Geräte bereits an der 1.500-Dollar-Grenze – oder gehen gar darüber hinaus.

Was ist passiert?

Stellt sich natürlich die Frage, wie es dazu kommen konnte. Die Spurensuche fördert dabei unterschiedliche Faktoren zu Tage. Jener, der sich noch am besten nachvollziehen lässt, nennt sich Inflation: Die allgemeine Preissteigerung führt dazu, dass ein Smartphone, das noch im Jahr 2010 um 649 Dollar angeboten wurde, mittlerweile 750 Dollar wert wäre. Doch das erklärt natürlich nur einen kleinen Teil der aktuellen Änderungen – und vor allem nicht den raschen Sprung der letzten Jahre.

Markttrend

Der zentrale Grund lässt sich denn auch sehr gut mit einem Blick auf die Geschäftszahlen von Apple zeigen: Nach Jahren des schier endlosen Wachstums ging der Gewinn von Apple im April 2016 erstmals zurück. Der Grund dafür lag weniger bei iPhone-spezifischen Absatzproblemen denn bei einem allgemeinen Trend des Marktes. Angesichts immer ausgereifterer Geräte behalten Smartphone-Käufer ihre Smartphones immer länger, was natürlich die Verkaufszahlen zurückgehen lässt. Gleichzeitig ist der Markt in den USA und Europa mittlerweile gesättigt, ein Wachstum durch neue Smartphone-Kunden ist also nicht mehr zu erwarten. Also musste Apple gegensteuern, um Umsatz und Gewinn wieder anzukurbeln, und das tat man eben mit dem Drehen an der Preisspirale – und der gesamte Markt folgte.

Premium+

Gleichzeitig gibt es aber auch eine andere Perspektive, nämlich dass ein aktuelles Smartphone erheblich mehr – teure – Technik beinhaltet als noch vor ein paar Jahren. So kamen die Einzelteile eines iPhone 4 aus dem Jahr 2010 noch auf 190 Dollar während ein iPhone XS Max alleine in dieser Hinsicht bereits 390 Dollar kostet. Daraus ließe sich wieder ein anderer Schluss ziehen: Nämlich, dass das, was man heutzutage als Topgeräte bekommt, relativ gesehen noch einmal eine Klasse über den einstigen Spitzenmodellen liegt.

Zudem haben die großen Hersteller auch erkannt, dass das Drehen an der Preisspirale durchaus seine Tücken hat, und bieten größtenteils mittlerweile etwas günstigere Varianten ihrer Topmodelle an. Und sowohl iPhone Xr als auch Galaxy S10E liegen mit ihrem Startpreis von 750 Dollar dann wieder in etwa auf Augenhöhe mit früheren Topmodellen.

Kostspieliges Vergnügen

Trotzdem bleibt eines unleugbar: Wer das Beste vom Besten haben will, muss heutzutage ziemlich tief in die Tasche greifen. Und mit dem aktuellen Trend zu faltbaren Smartphones dürften die Preise weiter steigen, hier reden wird dann zumindest zum Start teilweise von den Regionen über 2.000 Dollar.

Bessere Auswahl

Doch es ist nicht alles negativ. Denn parallel dazu ist eine andere Entwicklung passiert. In der gehobenen Mitteklasse gibt es mittlerweile sehr gut Geräte, die leistungsmäßíg kaum unter den Spitzenmodellen einzuordnen sind, aber gleichzeitig erheblich günstiger verkauft werden. Insofern liegt es auch an den Konsumenten mit ihrer Brieftasche abzustimmen, ob sie wirklich bereit sind, Preise von mehr als 1.000 Euro für ein Smartphone zu bezahlen. (red, 19.3.2019)