Moskau – Im Alter von 93 Jahren ist in Moskau der sowjetische Kultregisseur Marlen Chuzijew gestorben. Zu seinen in Russland bis heute populären Streifen zählen "Frühling in der Saretschnaja-Straße" (1956) und "Ich bin 20 Jahre alt" (1965).

"Ich bin 20 Jahre alt" ist eines der zentralen Werke der Tauwetterperiode. Chuzijew hatte schon 1959 mit der Arbeit daran begonnen, der Film wurde vor seiner Veröffentlichung aber wegen seines kritischen Blicks auf den Stalinismus vielfach zensiert. Er folgt dem jungen Sergei, der nach zwei Jahren im Militärdienst in seine Moskauer Nachbarschaft heimkehrt und zeigt den Alltag der Sowjetbevölkerung zwischen Geldsorgen und westlicher Musik.

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Kremlchef Wladimir Putin drückte sein tiefes Beileid aus und würdigte Chuzijew als großen Regisseur und Pädagogen, wie der Kreml am Dienstag mitteilte.

Kritischer Geist

2009 hatte Chuzijew in einer Revolte von mehreren Regisseuren gegen den Oscar-Preisträger Nikita Michalkow den Vorsitz im Filmemacherverband übernommen. Er hatte Michalkow als Demagogen beschimpft und ihm vorgeworfen, er nutze seine Kreml-Kontakte nur für eigene Geschäftsinteressen – statt der Filmindustrie in Krisenzeiten zu helfen.

Chuzijew, geboren 1925 im georgischen Tiflis, war Sohn euphorischer Kommunisten, die seinen Vornamen aus den Teilen "Mar" von Marx und "Len" von Lenin zusammensetzten. (APA, red, 19.3.2019)