Der tropische Wirbelsturm "Idai" richtete schwere Schäden an. Das genaue Ausmaß ist noch unbekannt.

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Eine Aufnahme eines Gebiets am Rande der Stadt Beira in Mosambik.

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Helfer suchen unter den Trümmern.

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Beira/Harare –Im Süden Malawis droht infolge des Zyklons "Idai" ein kleinerer Staudamm zu brechen, der direkt oberhalb einer Stadt mit rund 90.000 Einwohnern liegt. Anhaltende Regenfälle hätten eine Mauer des Chagwa-Damms kritisch geschwächt, erklärte die Regierung am Donnerstag.

Die Bewohner der Stadt Zomba sollten daher "besonders wachsam sein und für den Notfall Pläne für eine schnelle Evakuierung entwickeln", erklärte das Innenministerium. Der Staudamm hat demnach eine Fläche von etwa drei Hektar. Im Süden Malawis ist es wegen des Zyklons "Idai" seit Anfang des Monats zu heftigen Regenfällen und Überschwemmungen gekommen. Mindestens 56 Menschen kamen den Vereinten Nationen zufolge ums Leben, mehr als 80.000 mussten wegen der Überflutungen aus ihren Häusern fliehen.

Wegen verheerender Überschwemmungen im Zentrum des Landes nach dem schweren Tropensturm Idai hat Mosambiks Regierung den Notstand erklärt. Zudem gelten ab Mittwoch drei Tage Staatstrauer, um der Opfer des Zyklons zu gedenken, sagte Präsident Filipe Nyusi.

Zuvor hatte Nyusi sich in der besonders betroffenen Hafenstadt Beira am Dienstagabend mit seinem Kabinett beraten. In der Stadt mit rund 500.000 Einwohnern gibt es auch knapp eine Woche nach dem Eintreffen des Sturms keinen Strom, weite Teile von Stadt und Umland sind überflutet. Nyusi hatte am Montag gewarnt, es könnte mindestens 1.000 Todesopfer geben.

Die Rettungsmaßnahmen liefen nur schleppend an. Viele der zerstörten und von schwersten Überschwemmungen betroffenen Gebiete waren auch am Dienstag noch von der Außenwelt abgeschnitten. Die Helfer drangen nur mühsam in die Hochwassergebiete vor.

Im Süden Afrikas in Mosambik hat ein tropischer Wirbelsturm verheerende Schäden angerichtet. Ganze Landstriche wurden verwüstet.
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Regen behindert Arbeit

Begleitet von heftigem Regen war "Idai" am späten Donnerstag in der Nähe von Mosambiks zweitgrößter Stadt Beira auf Land getroffen und dann nach Simbabwe weitergezogen. Er löste Sturzfluten und Überschwemmungen aus. Tausende Gebäude, darunter auch Krankenhäuser und Schulen, wurden zerstört, ebenso wie unzählige Straßen, Brücken und Felder.

Allein in Mosambik wurde ein Gebiet mit einem Durchmesser von hundert Kilometern überflutet. 350.000 Menschen seien in Gefahr, sagte Präsident Nyusi. "Das Desaster entwickelt sich zu einer der schlimmsten Naturkatastrophen, die jemals die südliche Hemisphäre getroffen haben", sagte Clare Nullis von der UN-Wetteragentur zur BBC.

Im Nachbarland Simbabwe gehen die Behörden von bis zu 300 Toten aus. Nach derzeitigen Erkenntnissen seien rund hundert Menschen gestorben, sagte der Minister für Lokalverwaltung, July Moyo. Mehr als 200 Menschen würden aber noch vermisst.

Krise in Malawi

Auch am Dienstag ließ sich das ganze Ausmaß der Katastrophe nicht überblicken. Die UNO sprach von einem der schwersten Stürme im Süden Afrikas seit Jahrzehnten. Das Unwetter habe auch in Malawi zu einer humanitären Krise geführt. Dort seien mehr als 900.000 Menschen betroffen, 80.000 von ihnen mussten demnach ihre Häuser verlassen.

Das Welternährungsprogramm (WFP) der UNO kündigte an, in den kommenden Tagen Nahrungsmittel für bis zu 600.000 Menschen in die Katastrophengebiete zu liefern. "Ich glaube, dass die Welt das Ausmaß des Problems wahrgenommen hat", sagte WFP-Sprecher Herve Verhoosel. Auch die UN-Behörde für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) und das UN-Kinderhilfswerk stellten weitere Unterstützung in Aussicht.

"Retten so viele, wie wir können"

In Mosambik harrten noch immer viele Menschen auf Bäumen oder Dächern aus, berichtete Ian Scher von der südafrikanischen Organisation Rescue SA, die sich an der Seite des südafrikanischen und mosambikanischen Militärs an den Bergungsarbeiten beteiligt. Seit Freitagnacht hat Schers Organisation nach eigenen Angaben 34 Menschen gerettet. Doch stehen ihr bisher nur drei Hubschrauber zur Verfügung. Sie will nun versuchen, weitere Hubschrauber zu chartern.

"Wir retten so viele, wie wir können, doch sind das nicht alle", sagte Scher. "Wir müssen schwierige Entscheidungen treffen. Manchmal können wir nur zwei von fünf retten. Manchmal werfen wir nur Essen ab und retten jemand anderes, der in größerer Gefahr ist." Allein auf einer mitten in den Fluten entstandenen "Insel" hätten sich 350 Menschen gerettet und warteten nun dringend auf Hilfe.

Die Helfer stünden derzeit vor allem vor zwei Problemen, berichtete der Chef von Rescue SA weiter: "Wir haben die Leute in den Bäumen, die gegen Schlangen, Insekten und Raubtiere kämpfen müssen – und wir haben die Menschen, die auf Hausdächern oder Inseln gestrandet sind und nichts zu essen haben". Die Helfer täten, was sie könnten. Diejenigen, die sie nicht retten können, "werden umkommen".

Rasche Hilfe gefordert

Retter Scher warnte am Dienstag vor einer "riesigen" Opferzahl. Niemand sei sich dessen derzeit wirklich bewusst, auch die internationale Gemeinschaft nicht. "Doch wird die Zahl gewaltig sein".

Amnesty International rief die internationale Gemeinschaft zur raschen Hilfe auf. Die Menschenrechtsorganisation machte den Klimawandel für Katastrophen wie jetzt im südlichen Afrika verantwortlich. Großbritannien stellte der Region am Dienstag sieben Millionen Euro an Nothilfe zur Verfügung.

Halbe Million aus Österreich

Österreich stellt Mittel in der Höhe von 500.000 Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds (AKF) für Mosambik bereit."Wer schnell hilft, hilft doppelt", betonte Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) anlässlich des Beschlusses im Ministerrat vom Mittwoch.

Die Gelder sollen österreichischen NGOs zufließen und so zur Linderung der akuten Notsituation in dem langjährigen Schwerpunktland der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit beitragen, erläuterte die Ressortchefin. Zusätzlich sind drei Millionen Euro aus Mitteln der Austrian Development Agency (ADA) vorgesehen, die für World Food Programme in Mosambik bereitgestellt werden. Ein "Call for proposals" in der Höhe von weiteren etwa zwei Millionen aus ADA-Mitteln ist für die Bereiche Ernährungssicherheit und Wassermanagement ebenfalls in Vorbereitung.

Die Bundesregierung beschloss weitere Mittel über eine Million Euro aus dem AKF für die anhaltende humanitäre Krise in Venezuela. Damit sollen im Land aktive österreichische NGOs unterstützt werden. (APA, AFP, 20.3.2019)