Immobiliengeschäfte mit dem Burgenland und das Bauprojekt in Wien bringen Michael Tojner unter Druck.

Foto: Regine Hendrich

Zu sagen, Michael Tojner hätte gerade alle Hände voll zu tun, wäre untertrieben. Der Unternehmer, der von sich selbst sagt, er sei schon mit 20 Jahren "ausgefuchst" gewesen, kämpft vielmehr an vielen Fronten – und es geht um viel. Jedenfalls bei seinem bisher größten Bauprojekt auf dem Heumarkt in Wien, und bei den Ermittlungen, die die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Innsbruck gegen ihn führt. Es geht um vom burgenländischen Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil erhobene Betrugsvorwürfe rund um den Erwerb der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften Gesfö und Riedenhof. Tojner weist sie zurück, sie seien quasi politisch motiviert. Die WKStA ermittelt gegen zehn Beschuldigte, darunter Tojner, drei Anwälte und Tojners Immofirma Wertinvest.

Das Bauprojekt auf dem Heumarkt-Gelände wurde auf Eis gelegt. Investor Michael Tojner meint, sein Vertrag mit der Stadt Wien sei nach wie vor aufrecht, er wolle aber nicht, dass die Wiener Innenstadt das Prädikat Weltkuturerbe verliere.
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Das Heumarkt-Projekt soll nun auf Eis gelegt oder ganz gekippt werden – dabei hatte sich Tojner vorgenommen, sein Hotel Intercont und den Eislaufverein (bis 2058 Pächter am Heumarkt; Tojner hat sich zur Renovierung verpflichtet) zu seinem 50. Geburtstag zu eröffnen. Das ist sich nicht ganz ausgegangen. Der studierte Jurist und Ökonom wird demnächst 53. Er habe "Dimension und Komplexität" des Vorhabens unterschätzt, gestand er 2017 im STANDARD ein. Die Vermutung, der "industrielle Entrepreneur" und die "Risikokapitallegende" (Tojner über Tojner) wolle sich mit dem Heumarkt-Turm ein Denkmal setzen, wies er damals zurück. Denkmäler seien was für Verstorbene, meinte er.

Industrie und Immobilien

Industrieller Entrepreneur? Risikokapitallegende? Damit beschreibt der gebürtige Steyrer quasi seinen Werdegang. 2006 hat er die Montanatec-Gruppe gegründet, zu der etwa die Alu Menziken, der börsennotierte Batterieerzeuger Varta AG oder die von der Hypo Alpe Adria erworbene Aluflexpack gehören. Davor hatte Tojner mit seiner Global Equity Partners Geld in junge Unternehmen gesteckt und daran verdient. Im Immobiliengeschäft ist er – mit der Wertinvest – seit den 1990ern tätig. Und egal, wen man fragt: Zartbesaitet ist Tojner beileibe nicht. Er segle immer hart am Wind, drückt es ein Geschäftspartner aus. Man könnte auch sagen: Kitesurfer Tojner geht an Grenzen und legt es drauf an, auszuloten, wo die enden. Bisher ging das gut.

Wenngleich sich die Justiz schon mit etlichen Geschäftsfällen rund um Tojner beschäftigt hat. Etwa mit Starbet, dem Wettanbieter den Tojner 2005 gegründet hatte. Investoren, die via Meinl-Bank Aktien erwarben, verloren viel Geld, fühlten sich betrogen. Schadenersatzprozesse sowie Ermittlungen der WKStA folgten. 2016 stellte die das Verfahren ein, das Tojner laut eigener Darstellung nie nervös gemacht hatte.

Für Aufsehen sorgte auch die Privatisierung des Wiener Dorotheum, bei der Tojner 2001, in der Ära von Finanzminister Karl-Heinz Grasser, dabei war. Käufer war ein Konsortium aus Verlegerfamilie Dichand, Immobilienunternehmern Soravia und Investor Tojner. Kurz nach dem Zuschlag holten sich die Erwerber rund die Hälfte des Kaufpreises von rund 70 Mio. Euro zurück, indem sie Teile der Dorotheum-Immobilien versilberten. Eine rückwirkend von der Staatsholding ÖIAG genehmigte Umgründung brachte ihnen zudem einen Steuervorteil von fast 17 Mio. Euro. Ermittlungen der WKStA in der Causa wurden 2016 eingestellt.

B&C Stiftung im Visier

Mit Krone-Chef und -Miteigner Christoph Dichand versuchte Tojner 2016 übrigens auch, bei der Casinos Austria einzusteigen, vergeblich. Und Dichand soll jüngst bei Tojners Versuch dabei gewesen sein, die B&C Stiftung zu knacken, unter deren Dach Unternehmen wie Amag, Semperit und Lenzing zu finden sind. Er wollte der Mailänder Unicredit die Letztbegünstigtenrechte abkaufen, inzwischen bastelt die B&C an einer anderen Lösung.

Auch der Verkauf des Heumarkt-Areals beschäftigt die Strafjustiz. Der Wiener Stadterweiterungsfonds hatte die Immobilie 2008 um 4,2 Mio. Euro versilbert, an eine Tochter der "Buntes Wohnen – gemeinnützige WohnbaugmbH". Laut Rechnungshof war das zu billig, andere meinen, der Preis sei aufs damalige Bauverbot zurückzuführen gewesen. Letztlich landete das Areal bei Tojners Wertinvest. Vorwürfe, auch die habe die Liegenschaft zu billig erworben, werden aus Tojners Umfeld dementiert: Die Immobilie sei ausgeschrieben gewesen, jeder hätte sie kaufen können.

Die Causa Stadterweiterungsfonds, in der es notabene nicht um Tojner geht, ist übrigens zu Ende ermittelt. Der Vorhabensbericht liegt im Justizministerium. (Renate Graber, 19.3.2019)