Yuzuru Hanyu strebt seinen dritten WM-Titel an.

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Saitama/Wien – Nathan Chen hat einem im Vorjahr schon leidtun können. Der US-Eiskunstläufer trug in allen Bewerben, zu denen er antrat, den Sieg davon – mit einer Ausnahme. Just bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang zeigte der da noch 18-Jährige Nerven, nach verpatztem Kurzprogramm war trotz toller Kür nur noch der fünfte Platz drinnen. Den Sieg trug Yuzuru Hanyu davon, wieder einmal. Der Japaner hält bei je zwei Olympia- und WM-Titeln, er ist der erfolgreichste Läufer dieses Jahrzehnts und daheim ein Volksheld. Nach den Spielen wurde er von Kaiser Akihito und von Regierungschef Shinzoo Abe empfangen. Und in Sendai hielten sie zu Hanyus Ehren eine Parade ab, an der gut 100.000 Menschen teilnahmen.

Ausdrucksstärke

Ab Mittwoch geht Hanyu in Saitama, bloß 15 Shinkansen-Minuten nördlich von Tokio, mit Heimvorteil auf seinen dritten WM-Erfolg nach 2014 und 2017 los. Im Vorjahr schmückte sich Chen in Mailand mit dem Titel, diesem Erfolg haftete freilich der Makel an, dass etliche Stars für die postolympische Veranstaltung abgesagt hatten, auch Hanyu und der spanische Olympiadritte Javier Fernandez. Dieser mischt nun gar nicht mehr mit, Fernandez hörte im Jänner nach seinem siebenten EM-Titel auf. Der Abgang als Sieger war ihm lieber als das riskante Unterfangen, sich noch einmal mit Hanyu anzulegen.

Für Hanyu (24) spricht im Vergleich mit dem um fünf Jahre jüngeren Chen die mit Ausdrucksstärke einhergehende Routine. Der Japaner springt auch stark, so landete er 2016 als Erster einen vierfachen Rittberger auf internationaler Ebene.

Sprungvermögen

Und doch, in puncto Sprungvermögen dürfte Chen im Vorteil sein. Der junge Mann aus Salt Lake City, dessen Eltern zehn Jahre vor seiner Geburt aus China in die USA gekommen waren, war mit 17 Jahren der erste Läufer überhaupt, der fünf Vierfachsprünge (Lutz, Toeloop, Flip, Salchow) in der Kür zeigte. Als 18-Jähriger fügte er noch einen vierfachen Rittberger hinzu. Und im Vorjahr zeigte er bei Olympia wie bei der WM eine Kür mit sechs Vierfachsprüngen. Mag also sein, Hanyu gehört die Gegenwart, und Chen gehört die Zukunft.

Österreich ist bei der WM in drei Bewerben vertreten. Miriam Ziegler und Severin Kiefer, im Vorjahr Paarlauf-14., träumen von den Top Ten. Der Solist Luc Maierhofer (16) und die Solistin Sophia Schaller (18) sollen Erfahrung sammeln. (Fritz Neumann, 19.3.2019)