Radovan Karadžić wurde verurteilt.

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Den Haag – Gut 20 Jahre nach dem Völkermord in Srebrenica ist der politisch Hauptverantwortliche, der bosnische Ex-Serbenführer Radovan Karadžić (73), zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das verkündeten die Richter des Internationalen Gerichtshofs (MICT) am Mittwoch in Den Haag. In erster Instanz war Karadžić noch zu 40 Jahren Haft verurteilt worden. Das Urteil ist endgültig.

Die Richter verurteilten den früheren Psychiater für Völkermord, Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Balkankriegs in den 1990er-Jahren. Er sei schuldig wegen Mordes, Verfolgung und Zwangsvertreibung bosnischer Muslime. Außerdem habe er die 44 Monate dauernde Belagerung der bosnischen Hauptstadt Sarajevo sowie den Völkermord in Srebrenica zu verantworten. In der Hauptstadt kamen während des Krieges rund 11.450 Menschen ums Leben, darunter 1.600 Kinder. Karadžić wird auch die Geiselnahme von UN-Soldaten angelastet.

Nach 13 Jahren Flucht gefasst

1995 hatten serbische Einheiten unter General Ratko Mladić die damalige UN-Schutzzone überrannt und dann rund 8.000 bosniakische (muslimische) Männer und Burschen ermordet. Karadžić war erst 2008 nach 13 Jahren auf der Flucht in Serbien als alternativer Heiler entdeckt und an das Gericht ausgeliefert worden.

Insgesamt wurde Karadžić in zehn von elf Anklagepunkten schuldig gesprochen, in einem Völkermord-Anklagepunkt, der sich auf sieben bosnische Gemeinden bezieht, wurde er aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Der Urteilsverkündung in Den Haag wohnten zahlreiche Vertreter von Opferfamilien bei, die Familienangehörigen des Angeklagten waren nicht zugegen. (APA, 20.3.2019)