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Die beiden Präsidenten verstehen sich bestens.

Foto: REUTERS/Kevin Lamarque

Geht es um die Inszenierung von Politik, gibt es kaum ein Detail, das US-Präsident Donald Trump dem Zufall überlässt. Dazu war er zu lange das Zugpferd einer Reality-Show, dazu weiß er zu gut um die Wirkung der Fernsehbilder. Beim Treffen mit Jair Bolsonaro, dem Präsidenten Brasiliens, konnte die Sprache der Bilder gar nicht herzlich genug sein. Es gipfelte im Austausch von Fußballtrikots, wobei der Amerikaner nicht irgendein brasilianisches Trikot bekam, sondern jenes mit der Zehn, der Nummer, die einst der große Pelé trug. "Wir haben eine fantastische Arbeitsbeziehung", unterstrich er die Optik mit Worten. Wegen der persönlichen Freundschaft mit seinem Amtskollegen, schwärmte er, sei das Verhältnis zu Brasilien besser denn je.

Der Rechtspopulist Bolsonaro ist wohl Trumps bester Freund in der westlichen Hemisphäre. Ein De-facto-Verbündeter, den der US-Präsident in höchsten Tönen lobt, während er Justin Trudeau – den Premier Kanadas, den tatsächlichen, erprobten Verbündeten – bisweilen behandelt wie einen Schüler.

Anerkennende Worte

Überhaupt, die starken Männer: Für Rodrigo Duterte (Philippinen) oder Abdelfattah al-Sisi (Ägypten) findet Trump nur anerkennende Worte. Ähnlich verhält es sich mit Wladimir Putin (Russland), Xi Jinping (China) und Tayyip Erdogan (Türkei), auch wenn seine Regierung Interessenkonflikte mit aller Härte austrägt. Die anfangs euphorisch zelebrierte Männerfreundschaft mit dem Franzosen Emmanuel Macron ist kühler Distanz gewichen. Von der Deutschen Angela Merkel trennen ihn Welten. Den Alliierten Europas liest er die Leviten, während er Bolsonaro verbale Lorbeerkränze bindet.

Das Lob für den Brasilianer hat auch mit der Eitelkeit eines Mannes zu tun, der ständig im Mittelpunkt stehen muss. "Es heißt, er sei der Donald Trump Südamerikas", sagte er kürzlich – und scheint glücklich darüber zu sein. Wäre er es nicht, würde ich sein Land auch nicht so mögen."

Bolsonaro, der brave Lehrling, der loyale Bewunderer, spricht, wann immer ihm Medienberichte nicht gefallen, in Anlehnung an Trump von "Fake News". Was der Gastgeber mit dem Satz quittierte, er sei stolz darauf, dass auch sein Gast diesen Begriff benutze. Im Trump-affinen TV-Sender Fox News unterstützte Bolsonaro den Bau der Mauer zu Mexiko: Die große Mehrheit der Migranten komme nicht in guter Absicht, "sie hat nicht vor, ihr Bestes zu geben oder dem US-amerikanischen Volk Gutes zu tun".

Rechte Gäste in der Botschaft

Dann empfing der ehemalige Fallschirmjäger in der Botschaft seines Landes Meinungsmacher aus dem rechten Spektrum zum Dinner. Neben ihm saß Steve Bannon: Bei Trump in Ungnade gefallen, weil er für ein Buch des Journalisten Michael Wolff aus dem Nähkästchen der Macht plauderte, versteht er sich inzwischen als Regisseur einer populistischen Revolte von Rom bis Rio de Janeiro.

Den Präsidentensohn Eduardo Bolsonaro, einen Parlamentsabgeordneten, ernannte er im Februar zum Südamerika-Repräsentanten seines rechtspopulistischen Netzwerks "The Movement". Und beim Abendessen in der Botschaft klang Bolsonaro senior wie ein Schüler Bannons, der als Chefstratege der Regierungszentrale von einem "administrativen Staat" sprach, den man in seine Einzelteile zerlegen müsse. Um das neue Brasilien aufzubauen, müsse man "viel demontieren und zurückdrehen, damit wir überhaupt anfangen können".

Um die neue Achse zu bekräftigen, wird Trump Brasilien den Status eines Nicht-Nato-Alliierten zubilligen, was in der Praxis bedeutet, militärisch enger zu kooperieren. Sogar die Aufnahme Brasiliens in die Nato kann er sich vorstellen. Denkbar wäre es, sagte er, bevor ein früherer Kommandant der Nato die Idee zu einem Rohrkrepierer erklärte. Der Nato-Vertrag von 1949 lasse eine Mitgliedschaft nicht zu, "die Brasilianer würden sie gar nicht anstreben – und falls doch, würden die Europäer das ablehnen", meldete sich Ex-US-Admiral James Stavridis zu Wort. Offensichtlich war es ein Trump'scher Versuchsballon, ohne Rücksicht auf Details. Die alten Allianzen des Westens, für ihn sind sie schon jetzt überflüssig. (Frank Herrmann aus Washington, 20.3.2019)