Ein Magazin sucht seine Wiedervereinigung: Der "Kurier" will von der VGN die "Profil"-Verlagsagenden zurückkaufen – aber die VGN könnte auch versuchen, dem "Kurier" die Redaktionsgesellschaft abzunehmen.

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Wien – "Profil", Österreichs letztes Nachrichtenmagazin, macht sich rar – wenn es nach den großen Kalendern mit Erscheinungsterminen geht, die im VGN-Verlagshaus an der Taborstraße hängen: Im Juli und August soll das Magazin demnach nur noch alle zwei Wochen auf den Markt kommen. Die Redaktion des Wochenmagazins wirkt über die Pläne "sehr besorgt", sagen mehrere Quellen.

Zweiwöchige Erscheinungsrhythmen galten jedenfalls in der analog geprägten Medienbranche als eher schwierig – und jedenfalls im Sektor Nachrichten und Wirtschaft. "Wochenpresse"/"Wirtschaftswoche", in den 1990ern nach langem Leiden eingestellt, versuchte den Rhythmus ohne Erfolg. Der "Falter" kam auch schon einmal alle zwei Wochen heraus, erscheint aber längst bis auf eine Weihnachtspause wöchentlich. Bei "Woman", einem wirtschaftlichen Paradefall der VGN (Verlagsgruppe News), funktionieren die zwei Wochen indes ausgezeichnet.

Magazine auf Pause

Die von Verleger Horst Pirker übernommene und geführte VGN hat schon andere Magazine pausieren lassen: Der seit 2016 mit "Format" fusionierte und wöchentliche "Trend" erscheint längst über den inseratenschwachen Sommer seltener als wöchentlich, auch "News" legte schon Pausen ein. "Profil" als aktuelles politisches Nachrichtenmagazin indes setzte bisher nur zu Weihnachten eine bis zwei Wochen aus. Einzelne Mitglieder der Redaktion, die lieber nicht genannt werden wollen, nennen die sommerliche On-off-Beziehung mit der Leserschaft gar etwas drastisch "Wahnsinn".

Geteiltes Magazin

Das Nachrichtenmagazin ist ohnehin in einer speziellen Situation: Alle Verlagsagenden liegen seit 2001, als der "Kurier" seine Magazine in die Verlagsgruppe News einbrachte, bei der VGN. Die Redaktion allerdings musste – eine Bedingung des Kartellgerichts zu der sogenannten "Formil"-Fusion – in einer eigenen Gesellschaft im Besitz des "Kurier" bleiben, der auch den Herausgeber bestimmt. Die VGN überweist der Redaktion ein jährliches Budget und bekommt dafür die Seiten gefüllt, sie hat aber keinen inhaltlichen Einfluss auf das Heft.

VGN-Boss Pirker darf die "Profil"-Räumlichkeiten im VGN-Medientower eigentlich nicht betreten, sagen jedenfalls Redaktionsmitglieder – außer die Redaktion lade ihn ein.

Das eigenwillig geteilte Magazin sollte eigentlich wieder zusammenwachsen – darüber scheinen die beiden Eigentümer, soweit sich das von außen feststellen lässt, einigermaßen einig. Weniger einig wirken sie über das Wie und offenbar nun auch das Wo der Wiedervereinigung.

Kauf und Verkauf

Eigentlich waren VGN und "Kurier"-Gruppe nach STANDARD-Infos schon sehr weit – "Profil" sollte auch wirtschaftlich zurück zum "Kurier", der sollte dafür zumindest jene ungefähr sechs Millionen Euro dafür zahlen, die Mehrheitseigentümer Pirker seit 2016 als Kapitalzuschuss für jahrelang komplett an die Gesellschafter ausgeschüttete Gewinne vom "Kurier" verlangt. Als der "Kurier" nicht und nicht zuschießen wollte, zogen Mehrheitseigentümer Pirker und seine Mitgesellschafter, die Familie Fellner, eine Option von 2001 und übernahmen so praktisch kostenlos die "Kurier"-Anteile an der VGN. Rechtliche Schritte des "Kurier" dagegen zeitigten über zwei Instanzen und rechtskräftig keinen Erfolg.

Nur die seltsame "Profil"-Konstruktion blieb davon unberührt – die Redaktionsgesellschaft gehört weiter dem "Kurier", der verlegerische Part der VGN. Die Verhandlungen über einen Rückkauf des "Profil" von der VGN zogen sich. Das mag etwa daran gelegen sein, dass Bertelsmann als Vorbesitzer von Pirkers VGN-Anteilen bei solchen Verkaufserlösen einen beim Ausstieg gewährten Kredit über einige Millionen Euro zurückverlangen könnte, oder auch an einem Rechtsstreit der Minderheitseigentümer Fellner mit den Bertelsmännern, ein Schiedsverfahren, sagen manche Quellen.

Viele dieser Hindernisse für einen solchen "Profil"-Deal sollen aber beseitigt sein und ein solider Verkaufspreis vereinbart (kolportiert werden sechs bis sieben Millionen), die "Profil"-Redaktion soll zu einer Wiedervereinigung beim "Kurier" tendieren. Allein: Horst Pirker soll nun doch mehr an "Profil" hängen, als es bisher schien, sagen mit den Verhandlungen vertraute Menschen.

Spekulationen, Irritationen

Das befeuert rege Interpretationen in der näheren und weiteren Umgebung von "Profil": Die Gespräche über "Profil" seien geplatzt, hieß es vorige Woche ziemlich bestimmt – das stimmte damals nach STANDARD-Infos jedenfalls noch nicht. Pirker habe einen anderen Käufer für "Profil", hieß es an diesem Montag schon sehr bestimmt. Tags darauf: Pirker habe einen Käufer für "News" und wolle deshalb "Profil" doch behalten. Variante eins dürfte nicht zutreffen, Variante zwei käme etwas überraschend – einen schon kolportierten Verkauf an einen bekannten Branchenverleger soll Pirker vor wenigen Tagen amüsiert verneint haben. Zu hören ist auch von angeblicher Irritation Pirkers über ebenso angebliche Verhandlungen zwischen "Kurier" und Fellners, zu erhärten war dieses Gerücht bisher nicht.

Auflagen hinterfragen

Pirker soll nun aber tatsächlich darüber nachdenken, "Profil" in der VGN zu behalten. Und wo bliebe dann die Wiedervereinigung von Redaktion und Verlag? Ohne die hat Pirker ja wenig mitzureden über die inhaltliche Positionierung des Magazins. Pirker könnte versuchen, die Auflage über die "Profil"-Redaktion aus dem Kartellurteil von 2001 zur "Formil"-Fusion fast zwei Jahrzehnte später und in einem schon sehr gewandelten Medien- und Werbemarkt loszuwerden. Eine der Auflagen für "Profil" aus der Entscheidung war zeitlich befristet – das Magazin durfte nur in den ersten fünf Jahren nicht eingestellt werden. Für eine Übernahme auch der "Profil"-Redaktionsgesellschaft müsste der "Kurier" bereit zum Verkauf sein – und danach sieht es derzeit nicht aus.

Kolportiert wird aus der VGN, ebenfalls ohne Gewähr: Am kommenden Dienstag könnte sich das Thema "Profil" klären. Da tagt, so heißt es, der Gesellschafterbeirat der Magazingruppe. (fid, 22.3.2019)