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Die Briten, aber auch die Kontinentaleuropäer müssen bei einem harten Brexit mit weit größeren Einkommensverlusten rechnen als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Das Vereinigte Königreich muss demnach mit Einkommensverlusten von 57 Milliarden Euro rechnen, die EU-27 mit immerhin 40 Milliarden Euro.

Die höheren Einbußen der Briten werden bei einer Pro-Kopf-Betrachtung besonders deutlich. Hier würde der Verlust 873 Euro im Jahr ausmachen, in Österreich nur ein Zehntel des Betrags. In Deutschland, das im Außenhandel enger mit Großbritannien verwoben ist als Österreich, müsste jeder Einwohner mit 115 Euro weniger in der Geldbörse auskommen.

Simulation der Brexit-Folgen

"Brüssel und London müssen alles tun, um den Ausstieg vertraglich zu regeln", kommentiert Aart De Geus, Chef der Stiftung, die Ergebnisse. Für die Analyse haben die Ökonomen Giordano Mion von der University of Sussex und Dominic Ponattu von der Bertelsmann-Stiftung anhand von Simulationsrechnungen und Auswertungen europäischer Handelsströme die Folgen des Brexits berechnet.

Als Grund für die Einbußen werden Verteuerungen im Handel wegen neuer Zölle, geringere Investitionen und die Unsicherheit über die weitere Entwicklung genannt.

Weicher Brexit besser

Deutlich geringere Folgen hat laut der Untersuchung ein geordneter Austritt des Königreichs aus der EU. Die Briten würden dann 32 Milliarden Euro verlieren, also etwas mehr als die Hälfte des Szenarios beim harten Brexit. Ebenfalls auf gut 50 Prozent verringern sich die Einbußen für die restliche EU.

Die Studie zeigt auch, dass einige Länder außerhalb Europas vom Brexit profitieren könnten. Laut den Autoren würden die US-Einkommen von einem harten Brexit profitieren und könnten um rund 13 Milliarden Euro jährlich steigen. In China würden die Einkommen um rund fünf Milliarden Euro jährlich zulegen. "Vom Brexit sind europäische Wertschöpfungsketten negativ betroffen. Dadurch würden der Handel innerhalb Europas teurer und die Wirtschaftsbeziehungen mit dem Rest der Welt attraktiver werden", so Ponattu. (red, 21.3.2019)