Der Bus brannte völlig aus.

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Der 14-jährige Ramy Shehata verständigte die Polizei und verhinderte so eine Katastrophe.

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Mailand – Es ist wohl der Geistesgegenwart und dem Mut eines 13-jährigen Schülers zu verdanken, dass am Mittwoch nicht dutzende Kinder in der Nähe von Mailand den Tod fanden: Eine Gruppe von 51 Schülerinnen und Schülern war in Begleitung von drei Erwachsenen am Ende eines Sportausflugs in einem Autobus auf dem Weg nach Hause, als der Fahrer – ein aus dem Senegal gebürtiger italienischer Staatsbürger – plötzlich die Fahrtroute änderte und verkündete, dass sie nun seine Geiseln seien.

Der Mann habe mit vollen Benzinkanistern und einem Feuerzeug hantiert und gedroht: "Niemand kommt hier lebend raus!" Er habe ihnen, so berichteten italienische Medien am Donnerstag, die Handys abgenommen und sie mit Stromkabeln gefesselt.

Einem Schüler sei es jedoch zuvor gelungen, den Kidnapper zu überlisten, berichtete Stefania Bonaldi, Bürgermeisterin der östlich von Mailand gelegenen Stadt Crema: Der 13-Jährige, dessen Eltern 2001 aus Ägypten eingewandert waren, habe so getan, als ob er auf Arabisch beten würde – tatsächlich habe er einen Notruf absetzen können, die Polizei blockierte den Bus schließlich in einem Vorort von Mailand, drang über das Heckfenster in den Bus ein und konnte die Kinder befreien, bevor das Fahrzeug wie angedroht in Flammen aufging. Verletzt wurde niemand, der Busfahrer wurde festgenommen.

Die Kinder flüchteten aus dem Bus, nachdem die Polizei den Fahrer angehalten hatte. Dabei kam es zu dramatischen Szenen.
La Repubblica

Medienberichten zufolge war der Vorfall zunächst als versuchter Terroranschlag bewertet worden, doch erste Ermittlungen vom Donnerstag ergaben, dass der Busfahrer Ouesseynou S. allein gehandelt haben dürfte und wohl nicht in Kontakt mit Terrorgruppen wie etwa dem "Islamischen Staat" (IS) oder anderen fundamentalistischen Kreisen steht.

Tat auf Video angekündigt

Der Mann – er war 2018 wegen sexueller Belästigung einer Minderjährigen verurteilt worden und hat auch andere Vorstrafen vorzuweisen – hatte vor seiner Tat in sozialen Medien ein "Video-Manifest" gepostet, in dem er die überaus restriktive Migrationspolitik von Italiens Innenminister Matteo Salvini anprangert.

Der Vater des 13-jährigen Ramy S. bat unterdessen die Behörden, seinem Sohn in Anerkennung seiner Heldentat die italienische Staatsbürgerschaft zu verleihen. (Gianluca Wallisch, 21.3.2019)