Lukas Resetarits (71) ist kein Freund der Regierungskoalition.

Foto: Ernesto Gelles

Den Titel seines neuen Kabarettprogramms Wurscht nimmt Lukas Resetarits am Anfang ziemlich wörtlich. Anekdotisch breitet er im Wiener Stadtsaal seine Wurstbiografie aus: Wie es ihn gegraust hat, als Kind beim Blunzenmachen zuzuschauen. Wie er in den 1960ern in der Kantine bei Ankerbrot armlange Jausenwürstel aufgetischt bekam. Dass findige Wurstproduzenten mit der richtigen Pökelsalzmischung Gammelfleisch in wohlschmeckende gefüllte Haut verwandeln.

Und damit, 30 Minuten nach Beginn und kurz bevor es scheint, als würde der Abend eine Aneinanderreihung von lauwarmen Anekdoten, ist Resetarits beim wahren Thema angekommen: Die 51 PR-Mitarbeiter im Innenministerium machen nichts anderes, als die Regierungspolitik zu pökeln, bis sie den Wählern schmeckt.

Aufmunitioniert

Zum 27. Mal steht der Kabarettist mit einem Soloprogramm auf der Bühne. Resetarits ist aufmunitioniert. Man merkt, dass er das Programm aus gesellschaftskritischem Grund machen wollte. Einzelne Witze geraten weniger originell als die Bögen, in die Resetarits sie überraschend bettet.

Die "neue Gerechtigkeit" der ÖVP versteht er als Nach-unten-Treten und kräht "Wer schafft die Arbeit?" ins Publikum. Dann entwirft er eine Zukunft, wo Staubsauger- als Pflegeroboter dienen. Dazwischen fragt der Altmeister, wohin mit dem Konsummüll? Früher konnte man Dinge von Ungarn auf der Straße mitnehmen lassen, die hätten mit ihrer Regierung nun aber selbst genug Glumpert. Dazu kommen Netflix-, Facebook- und News-Belästigung.

Ihm könnte es wurscht sein, er sei weder Frau noch Flüchtling noch arm, sagt Resetarits. Doch es sei ihm nicht wurscht. Auch wenn nicht jede Pointe knallt ein treffender Abend. (Michael Wurmitzer, 21.3.2019)