Foto: Iron Sky Net

Irgendwann einmal während des Films Iron Sky 2: The Coming Race wird Adolf Hitler zumindest in der englischen Originalfassung den schönen Satz "Sieg Heil, Mutterfickers!" in den Saal röcheln. Gestern ist es beim täglichen, wie Leonardo da Vincis Gemälde Abendmahl inszenierten Besäufnis unten in der Hohlwelt mit Stalin, Steve Jobs, Mark Zuckerberg, Margaret Thatcher, dem Borgia-Papst und diversen anderen Drecksäcken am Tisch wieder einmal länger geworden. Heute ist noch gestern. Der Heilige Gral ist in der Hohlwelt tief unten im Erdinneren 24/7 am Leuchten. Die Untoten brauchen keinen Schlaf. Die Hölle hat immer geöffnet.

Adolf Hitler, der seinen ausgestopften Schäferhund Blondi auf einem Transportroller hinter sich herzieht und dabei seine gewohnt öden Reden schwingt, fehlt heute also die Stimme. Dargestellt wird der Mann mit den glasigen Stechaugen im Film von der vor allem im Alter zunehmend einen satyrhaften und (lebens-)durstigen Trash-Schauspieler gebenden Trash-Schauspielikone Udo Kier. Beide sind unverwüstlich. Adolf Hitler kommt allerdings aus dem All. Deshalb lebt er ewig und schaut als Angehöriger der Alien-Spezies Vril ein wenig nach Reptil aus. Die Schurken der Weltgeschichte waren und sind böse Außerirdische. Weltherrschaft und so.

Buntes Treiben in der Hohlwelt

Im Jahr 2038 herrscht in der Hohlwelt also prächtige Stimmung. Saurier trotten durch eine tropische Wohnzimmertapetenkulisse. Alte Römer, die wie Nashörner aus Kung Fu Panda aussehen, schieben Wache in einem an Fred Feuerstein erinnernden Dorf. Die ehemalige US-Präsidentin Sarah Palin ist auch da. Wie man so sagt: buntes Treiben! Der Eingang der Hohlwelt liegt bekanntlich irgendwo am Nordpol und dann gleich links und ein paar hundert Kilometer nach unten. Ein kugelsicheres Raumschiff als Transportmittel ist also nachgerade ideal.

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Die Welt oben ist vor 20 Jahren untergegangen, weil die bösen Nazis, die sich unter ihrem neuen Führer Wolfgang Kortzfleisch (ebenfalls dargestellt von Udo Kier) 1945 in geheimen Flugscheiben auf die dunkle Seite des Mondes geflüchtet hatten, sie im Jahr 2018 aus Gründen der Ressourcenknappheit angriffen. Im 2012 in den Kinos äußerst erfolgreichen ersten Teil von Iron Sky fand die Apokalypse im Rahmen eines tricktechnisch für nur elf Millionen US-Dollar Budget beachtlichen Atomkriegs und mit mächtig viel Geballere zum heroischen Soundtrack der slowenischen Band Laibach statt. Bevor das Licht auf der Erde endgültig ausging, konnten sich damals nur die Aliens in die Hohlwelt retten. Der Rest der Menschheit, inklusive einer weiß gewandeten Sekte Social-Media-süchtiger "Jobsianer" mit Steve Jobs als Gottheit, musste sich ausgerechnet auf den Mond ins alte Nazihauptquartier flüchten.

Prädikat: besonders wertlos

Iron Sky 2: The Coming Race erzählt im Wesentlichen denselben Film im umgekehrten Sinn neu. Die Menschen müssen dringend zurück auf die unbewohnbar gewordene Erde und dort die Hohlwelt und den Gral als Lebensretter finden. Der Mond wird bald einmal auseinander brechen. Der finnische Regisseur Timo Vuorensola hat sich mit seinem Team wieder dazu entschlossen, das sympathische Machwerk in der Tradition alter, besonders wertloser Videotheken-, Nazi-Trash- und Junggesellenklassiker (Ilsa, She Wolf of the SS, Dead Snow, Shock Waves, wir lieben sie alle ...) unbedingt freiwillig komisch und mit sehr vielen zitaten aus der Filmgeschichte und Popkultur zu inszenieren.

Vertraut wurde dieses Mal nach sich jahrelang ziehenden Finanzierungsschwierigkeiten auf ein fast doppelt so hohes Budget, 21 Millionen US-Dollar. Spekuliert hat man dabei auch wieder auf ein mehrere hundertausend US-Dollar einbringendes Crowdfunding und die interaktive Beteiligung der Fans. Die konnten auf der Iron Sky-Seite Vorschläge für Gags, Gags, Gags machen, über die Innenausstattungen der Raumschiffe abstimmen – oder im Film als Statisten mitwirken, beziehungsweise mit kamerabestückten Drohnen über Massenszenen herumpropellern, die dann für den Film verwendet wurden.

Herausgekommen ist dabei ein vielfach von zu vielen Köchen angerichteter D-Movie-Brei mit zu viel Geld, Explosionen, erwartbaren Burschenwitzen, einem Wagenrennen aus Ben Hur und wirklich, wirklich schlechten Schauspielern. Alles volle Absicht. Hitlers Ritt auf dem T-Rex hat aber natürlich etwas. Spoileralarm? Teil drei wird kommen. Den Leuten gefällt das. Am Ende grunzen Laibach einen Weltraum-Cowboy-Song. Dark Star, wir kommen. Make Earth great again! (Christian Schachinger, 22. 3. 2019)