Die Enthüllung des Denkmals für "Österreichs Trümmerfrauen 1943-1954", in Wien durch Heinz Christian Strache.

Foto: Christian Fischer

Noch gar nicht so lange im Amt, hat die amtierende Koalition der Republik schon einige kulturelle Glanzlichter aufgesetzt. Man denke nur an den Dirndlknicks vor Putin oder an den Innenminister als Lokalposse zu Pferde oder gar an den Bundeskanzler, der diese Woche von einer "Deutschen Sprachwelt" zum "Sprachwahrer des Jahres 2018" ernannt wurde. Gewissermaßen als Blockwart der deutschen Zunge verstehe er es, "mit wohlgesetzten Worten auch schwierige Zusammenhänge verständlich darzustellen", wobei er sich "gegen eine Verrohung der Sprache wende". Nur wenn es gegen lästige Experten geht, rutscht er beim Sprachwahren gern aus.

Das alles war aber nichts gegen den Auftritt des Duos zweier Möchtegern-Bürgermeister mit ihrem Angebot, wenn schon nicht die politische Kultur in den eigenen Parteireihen zu heben, so wenigstens die Weltkultur in Wien vor einem noch nicht existierenden Bauwerk zu retten. Bekanntlich gehen die Meinungen über das höhere Haus samt Drumherum seit längerem auseinander, je nachdem ob man das Projekt aus immobilienspekulativem oder aus Canaletto-äugigem Blickwinkel bewertet. Hätte der Italiener Wien nicht vom Oberen Belvedere, sondern vom Hermannskogel aus gemalt, müsste sich ein Strache für seine Bürgermeister-Hoffnungen vermutlich Solideres zulegen als den Canaletto-Silberblick.

Und das wäre schwierig, nährt doch der koalitionäre und besonders der freiheitliche Anspruch, das Weltkulturerbe Wiens wenn nötig sogar per Weisung zu retten, eher den Verdacht der politischen Erbschleicherei als den einer tieferen Sympathie für die Bundeshauptstadt. Kurz gefragt: Was hatte die FPÖ einerseits mit Weltkultur und andererseits mit Wien je zu tun?

Bierzeltkultur

Die Volkspartei konnte da wenigstens einmal mit einem Erhard Busek, einem Jörg Mauthe aufwarten – der Anstand scheut sich, dem einen Strache oder Gudenus entgegenzuhalten. Dennoch wäre es ungerecht zu meinen, die FPÖ hätte gar nichts dazu beigetragen, Wien zur lebenswertesten Stadt der Welt zu machen. So lässt sie es nicht an Versuchen fehlen, ihre Bierzeltkultur als hausgemachte Variante der Weltkultur lederhosenbewehrt auch hier zu etablieren, wobei eine gewisse Ausstrahlung auf andere Parteien festzustellen ist.

Unvergessen der Beitrag, den sie mit ihrem Denkmal für die sogenannten Trümmerfrauen nicht nur zur Verschönerung der Stadt im weltkulturerblichen Sinn und auf private Kosten geleistet hat, sondern auch zur dezenten Erinnerung an die Folgen des Versprechens von höherem Balkon, der Perle Wien eine viel schönere Fassung zu verpassen. Schließlich war es an der Zeit, einem Stadtbild mit straßenwaschendem Juden bei der Albertina die freiheitliche Wahrheit des Trümmerfrauenblicks entgegenzuhalten. Wenn es um das angemessene Erinnern an Opfer geht, macht einem Strache keiner was vor. Jetzt musste er seinen Thinktank "Denkwerk zukunftsreich", weil Name schon besetzt, in "Denk zukunftsreich" umtaufen. Darin steckt so viel Weltkultur, dass sein Aufstieg zum Weltkulturalleinerben vom Heumarkt nicht mehr zu verhindern ist. Das wird schwer für Blümel. (Günter Traxler, 21.3.2019)