Emmanuel Macron will ein Zeichen setzen. Der Armeeeinsatz bei den nächsten Gelbwesten-Protesten am Samstag ist vor allem symbolischer Natur. Die 7000 abgestellten Antiterrorsoldaten sollen nicht auf Demonstranten treffen, sondern bloß den Objektschutz in Paris verstärken, damit sich die Polizei voll auf allfällige Krawallmacher konzentrieren kann.

Riskant ist das Vorgehen dennoch. Gerade die radikalsten Gelbwesten attackieren gerne Symbole des Staates: Sie wüteten beim Triumphbogen und rammten mit einem Hubstapler das Portal eines Ministeriums. Sollten dort platzierte Soldaten in einem solchen Fall ihr Gewehr entsichern? Unsicher wirkt auch Innenminister Christophe Castaner. Er ließ es zu, dass die Champs-Élysées weithin dem Mob ausgeliefert waren. In seinem südfranzösischen Wohnort als "kéké" (Aufschneider) bezeichnet, übertreibt er es zuerst mit dem Einsatz von Gummigeschossen, dann wieder überlässt er den Ultras das Feld.

Unsicher, jung und unerfahren wirkt jetzt auch Macron. Dem Präsidenten geht die natürliche Autorität ab, die jetzt gefragt wäre. Wütend muss er zusehen, wie ein paar vermummte Kapuzenträger den unbestreitbaren Erfolg seiner zweimonatigen Volksdebatte zu Kleinholz machen. Wut ist aber ein schlechter Berater – und der Armeeeinsatz ein fragwürdiges Unterfangen. Besser wäre ein durchdachter Polizeieinsatz – und zwar nicht nur der symbolischen Art. (Stefan Brändle, 21.3.2019)