Werner Tomanek spielt als anwaltlicher Ringrichter mit: "Blutwies'n" auf ATV.

Foto: Screenshot/atv.at
Foto: Screenshot/atv.at

Wien – Eines vorweg: Die Quoten sind unterirdisch, und das ist gut so. Am Donnerstag, 21. März, wollten um 21.20 Uhr durchschnittlich 27.000 Zuseher das ATV-Format "Blutwies'n" sehen. Zum Auftakt, eine Woche davor, waren es auch nur 45.000.

Unterirdisch sind aber nicht nur die Zuseherzahlen, sondern das gesamte Konzept der Sendung ist so daneben, dass es wehtut. Ginge es nur um knapp 50 Minuten fremdschämen, okay, das wäre nicht so schlimm, aber bei der "Blutwies'n" wird eine Botschaft vermittelt, die alle Jugendschützer auf den Plan rufen müsste. Lasst die Fäuste sprechen!

Zwei Jugendliche duellieren sich im Boxring, um einen Disput mit Gewalt zu lösen, oder wie es gleich am Beginn heißt: "Seit Tausenden von Jahren werden Konflikte mit Fäusten geklärt, und auch heute steigen zwei junge Männer in den Ring im Kampf um eine Frau. Wessen Ehre wird am Ende wieder hergestellt?" Auf jeden Fall nicht jene eines Privatsenders, der so etwas ausstrahlt. Nicht einmal als Parodie.

Unter der Erde

Denn wer käme denn auf die Idee, dass es auch verbal geht und dass auch die Frau ein Wörtchen mitzureden hat? "Ich grabe schon einmal dein Grab", warnt ein Bursche seinen Widersacher und wird mit einer Schaufel über den Friedhof schlendernd inszeniert, während die Stimme aus dem Off sagt: "Philipp hat keinen Zweifel. Hier wird sein Gegner landen."

Die Geschichte hinter dem Konflikt ist ebenso schnell erzählt wie billig konstruiert: beste Freunde, Freundin, Eifersucht, Streit – und ab auf die "Blutwies'n", wo die zwei Jugendlichen von den Exprofiboxern Fadi Merza und David Keclik auf den Kampf im Ring vorbereitet werden.

Verhandeln bei Tomanek

Zuvor müssen sie noch beim Anwalt Werner Tomanek antanzen, der wie die Faust aufs Auge zur Sendung passt, und bei ihm in einer Art Verhandlung den Wetteinsatz besprechen. Der eine möchte, dass sein Gegner im Falle seines Sieges nackt am Praterstern vorbeiläuft, und der andere will, dass sein Kontrahent ein Nippelpiercing verpasst bekommt. Huch, wie übel, und so einigen sich die beiden nach einer weiteren Verhandlungsrunde auf einen Kompromiss: Der Gewinner des Boxkampfs darf den Verlierer mit einem schwarzen Edding anmalen. Das ist fast schon wieder süß.

Was alles andere als süß ist: Moderatorenlegende Sigi Bergmann taucht auch auf, um den Fight im Ring zu kommentieren. Hätte sich Bergmann nicht solche Meriten erworben, es wäre die Demontage eines ganz Großen des Sports! So ist es nur ein blaues Auge und die Hoffnung, dass er nicht wusste, auf was er sich da einlässt.

Und am Ende kommt es, wie es kommen muss: Einer verliert den auf drei Runden zu jeweils zwei Minuten angesetzten Kampf, und der andere? Der lässt den Edding stecken. Freundschaft! (Oliver Mark, 22.3.2019)