Susanne Steidl, CPO des deutschen Zahlungsdienstleistungsunternehmens Wirecard, hat die weltweite Zukunft des Zahlungsverkehrs bei Komplettanbietern für den On- als auch Offline-Handel verortet, in denen alle Transaktionen aus einer Hand abgewickelt werden können. "Konsumenten sind nämlich vor allem bequem", sagte Steidl am Donnerstag im APA-Gespräch.

Intuitiv, einfach, bequem, vernetzt. So kann man die Idealvorstellung von Susanne Steidl zusammenfassen, die sie in Bezug auf den gegenwärtigen und zukünftigen Zahlungsverkehr hegt. "Der Konsument will eigentlich überhaupt nicht an Zahlungen denken", merkte sie an. China übernehme diesbezüglich eine Vorreiterrolle. Mittels QR-Code bezahle man dort häufig vor Ort in den Geschäften und lasse sich die Ware dann, falls gewünscht, nach Hause schicken, beschrieb die Zahlungsexpertin die chinesische Gegenwart.

Plattform

Alipay diene dabei als Plattform, die das bargeldlose Zahlen sowohl im Internet, als auch als mobile Zahlung oder Zahlung mit Bankomatkarte ermöglicht – ähnlich dem hierzulande häufiger verwendeten PayPal. Alipay wurde 2004 von der Alibaba Group gegründet und hat mittlerweile PayPal als größte Onlinebezahlplattform abgelöst. Seit 2015 besteht eine Kooperation zwischen Alipay und Wirecard.

Auch Amazon ließ in den USA mit einem neuen Konzept, nämlich tatsächlichen Amazon-Geschäften, aufhorchen. Mit der Amazon-Fresh-App könne man die jeweiligen Shops betreten, die mit zahlreichen Kameras ausgestattet sind. In dem Moment, in dem man ein Produkt aus dem Regel nehme, werde es auch zum virtuellen Warenkorb hinzugefügt, erklärte Steidl dieses Modell. Auch zusätzliche Informationen über die Produkte könne man via Scan ebendieser erhalten. Bezahlt wird ebenfalls bargeldlos mit der App.

Wünsche

Dass bei solchen Systemen die Händler auch mehr über ihre Konsumenten erfahren, liegt auf der Hand. Für Steidl ist das für beide Seiten wünschenswert. "Im stationären Handel bin ich eigentlich ohne Gesicht, der Händler weiß nicht, dass ich schon dreimal nach demselben gesucht habe", nannte sie ein Offline-Beispiel. Bei der Verknüpfung von Off- und Online hingegen sei dann, wie jetzt schon bei Online-Käufen, klar, dass man zum Beispiel die Farbe Blau präferiere oder einen ganz besonderen Stil schätze. Für denkbar hält Steidl beispielsweise, dass man in Zukunft mit Daten bezahlt. "Dann bekommt man beispielsweise ein T-Shirt für fünf WhatsApp-Nachrichten", skizzierte sie ein Zukunftsszenario.

Generell werde man mit immer "klügeren" Algorithmen im Zahlungsumfeld rechnen müssen. "Diese analysieren den Kontostand und merken dann auch an, dass man dieses oder jenes besser nicht kaufen sollte", sagte Steidl. Sorge in Bezug auf den Datenschutz hat Steidl jedoch nicht. "Das alles ist ja eine Hilfestellung", sagte sie. Wenn man das nicht wolle, könne man diese auch einfach abbestellen, ergänzte sie. Daran glaubt Steidl eigentlich aber nicht wirklich: "Jeder ist empfänglich für Bequemlichkeit und letztlich sagen alle aus diesem Grund auch trotz möglicher Bedenken 'Ja'", war sie sich sicher. (APA, 22.3.2019)