Alpen-Kammmolche fressen, was ihnen vors Maul kommt – vorausgesetzt, es ist kleiner als sie.
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU

Jena – Kauen im engeren Sinne ist eine Spezialität der Säugetiere, die – anders als fast alle anderen Landwirbeltiere – verschieden geformte Zähne entwickelt haben. Fleischfresser ohne diese anatomische Spezialität müssen sich darauf beschränken, mit ihren "Universalzähnen" Brocken aus ihrer Beute herauszureißen – oder sie schlucken sie gleich im Ganzen.

Bisher dachte man, dass das auch Molche tun. Nun hat aber ein deutscher Forscher dem Alpen-Kammmolch (Triturus carnifex) genau ins Maul geschaut und festgestellt, dass dieser seinen eigenen Weg gefunden hat, die Nahrung zu zerkleinern, berichtet die Universität Jena.

"Laut Lehrbuch verschlucken Amphibien ihre Beute unzerkaut, diese Ansicht konnten wir widerlegen", sagt der Jenaer Forscher Egon Heiss. Und wenn es darum geht, was zur Beute werden kann, ist der 12 bis 20 Zentimeter lange Molch nicht wählerisch: Wirbellose Tiere wie Schnecken, Würmer oder Insektenlarven gehören ebenso dazu wie kleine Fische und andere Amphibien – er frisst kurz gesagt alles, was er überwältigen kann.

Zerkleinern ist gut für die Verdauung und den eigenen Schutz

Doch verschluckt er diese Beute eben nicht im Ganzen, sondern bringt seine Gaumenbezahnung ins Spiel. Am Gaumen befinden sich sehr scharfe Zähne, die etwa 0,5 bis einen Millimeter lang sind und ständig nachwachsen. Die herkömmliche Kieferbezahnung hingegen dient vor allem dazu, die Beute zu fangen und festzuhalten. Die Gaumenzähne zerkleinern sie dann, indem die Nahrung zwischen Zunge und Gaumen aufgerieben und zerrissen wird.

Dieses Zerstörungswerk bricht aber nicht nur die Körperhülle der Beutetiere auf und erleichtert die anschließende Verdauung, sie schützt den Molch auch, wie Heiss berichtet: Manche Insektenlarven haben nämlich so starke Beißwerkzeuge, dass sie sich damit durch den Leib des Jägers bohren könnten, wenn dieser nicht schnell genug vorgeht. (red, 24. 3. 2019)