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Diese Brücke in Schanghai kommt aus dem 3D-Drucker. Sie war in 450 Stunden (18 volle Tage) fertig und ein Drittel billiger als herkömmlich.

Foto: Xu hede / AP / picturedesk.com

Das Weltwirtschaftsforum hat im Vorjahr eine Studie veröffentlicht, laut der im Jahr 2025 der weltweite Anteil maschineller Fertigung bei 52 Prozent liegen wird – aktuell sind es rund 30 Prozent. Das hat Implikationen für Firmen und den Arbeitsmarkt. "Der Druck zur Automatisierung steigt, weil die Kostenvorteile für Firmen oft essenziell sind", sagt Adrian Daniel, Manager des Fonds "Main First Absolute Return Multi Asset".

Veränderungen dieser Art sind für den Portfoliomanager auch aus einem anderen Grund beachtenswert. "Historisch haben wir in der Finanzwelt immer auf die makroökonomischen Daten, wie etwa die Arbeitsmarktzahlen, geschaut, um einen Eindruck zu bekommen, wie die Wirtschaft läuft und sich die Nachfrage entwickelt", sagt Daniel. Mit den Veränderungen in der Fertigung wird die Qualität dieser Kennzahl immer schlechter, "weil wenn die Hälfte maschinell gefertigt wird, kann ich daraus nicht mehr schließen, ob die Wirtschaft gut oder schlecht läuft", so Daniel. Das erzwingt Änderungen in der Unternehmenspolitik, aber auch bei Investoren.

Enger Arbeitsmarkt

Auch bei der Inflation wird laut Daniel künftig weniger stark abzulesen sein, ob der Inflationsdruck steigt, wenn es am Arbeitsmarkt enger wird. "Wir gehen daher auf die Suche nach dem, was in fünf Jahren einen strukturellen Wachstumstrend aufzeigen wird und wo wir losgelöst vom konjunkturellen Auf und Ab Chancen für unsere Veranlagung nutzen können.

Ein Beispiel ist der Konsum. Der Markt verschiebt sich vom stationären Handel Richtung Onlinehandel. "E-Commerce wird in den nächsten Jahren wachsen, egal ob die Konjunktur besser oder schlechter läuft", sagt Daniel. Rechnet man die Autos heraus, wurden in den USA im Vorjahr bereits 13 Prozent der Konsumausgaben online getätigt. In Europa sind wir noch im einstelligen Bereich – aber mit der nächsten Generation wird es hier Zuwächse geben. Marken aus dem stationären Handel braucht Daniel in seinem Portfolio nicht mehr. Er investiert in Alibaba oder Amazon, die bereits jetzt eine gute Stellung im E-Commerce haben und "weiter von dem Trend profitieren werden".

Daten sind durch den technologischen Fortschritt ein wichtiges Gut geworden. Hier wird sich zeigen, wie Politik und Regulatorien auf aktuelle Vorfälle reagieren und die Leitplanken aufstellen. So gibt es neben der Debatte über Uploadfilter auch eine zur Digitalsteuer. "In der Politik hat man jetzt erst erkannt, wie weitreichend manche Social-Media-Netzwerke, etwa zur Wahlbeeinflussung, genutzt werden konnten", sagt Daniel.

Social Scoring

In China geht es sogar schon so weit, dass Kunden aufgrund ihrer Daten, die sie im Internet zur Verfügung stellen, ein Social Scoring erhalten, das sie zu manchen Dingen berechtigt, zu anderen nicht. So durften im Vorjahr Millionen Chinesen weder mit der Bahn noch mit dem Flugzeug verreisen, auch auf welcher Universität man zugelassen wird, hängt vom Sozialverhalten ab. "Die Asiaten sind mit dem Umgang ihrer Daten von jeher sehr freizügig, sofern sie einen Vorteil damit lukrieren können", sagt Daniel. Daher konnte die Regierung die Gesichtserkennung im öffentlichen Leben installieren, ohne dass die Leute auf die Barrikaden gingen. Zu den rund 160 Millionen installierten Kameras sollen mehrere Millionen hinzukommen. In Europa ist der Stellenwert persönlicher Daten anders, die Datenhoheit überwiegt. "Wir haben Facebook aus dem Depot genommen", sagt Daniel. Die Teams, die nun zur Datenprüfung engagiert werden, seien ein Kostenblock. Das belaste den Gewinn.

Zurück nach China: Das Land entwickelt sich von der Werkbank der Welt zum Innovationsführer. Der Fall Huawei zeigt aber, wie Innovation blockiert werden kann. "Hier wird um die Technologieführerschaft zwischen China und den USA gefochten", sagt Daniel.

Gefahr auch für Europa

Auch hier müsse man tiefer blicken. Während die westliche Welt bisher mit der Qualität punkten konnte, holt China auch hier deutlich auf. Die Vorgabe der Zentralregierung ist, dass zwei Prozent des BIP in Forschung und Entwicklung gehen. Am Handymarkt sieht man die Entwicklung deutlich: Chinesen haben mittlerweile eine hohe Wertschätzung für ihre lokal hergestellten Smartphones. "Diese Produkte sind nicht mehr schlechter als die Samsungs und Apples dieser Welt, sie kosten aber nur ein Viertel", sagt Daniel. Dazugehörige Serviceleistungen sowie der Dienstleistungsmarkt werden laufend verbessert. Apple hat hingegen zu Jahresbeginn eine Gewinnwarnung veröffentlicht.

"Makroökonomische Daten, auf die wir in der Finanzwelt bisher vertraut haben, verlieren ihre Bedeutung", sagt Fondsmanager Adrian Daniel. (Bettina Pfluger, 21.3.2019)