Überfahrt über den Isthmus von Korinth, der Evoque Blickrichtung Peloponnes.

Foto: Jaguar Land Rover
Grafik: der Standard

Wo Range Rover draufsteht, wird Wert darauf gelegt, dass das Auto nicht nur auf Asphalt gut zurechtkommt.

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Und technisch setzt der neue Evoque voll auf 48-Volt-Mild-Hybrid.

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Der Innenraum des Evoque, jetzt mit Schaltknauf.

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Ja gut, man kennt das von den Briten: Manche Angelegenheiten packen sie sympathisch schräg an, JLR (Jaguar Land Rover) und deren Fahrzeugpräsentationen wären ein gutes Beispiel dafür. Einmal lotsten die uns in Wales durch ausrangierte Jumbo-Jets, ein andermal durch ein Bergwerk im Saarland – jetzt über den Isthmus. Den von Korinth. Genauer: über den Durchstich, quasi den Panamakanal der Danaer.

Und nein, nicht über eine Straßenbrücke, das kann jede, kann jeder. Nein, da führt so eine Schmalspureisenbahn ein Stück weiter westlich über den Kanal, und genau da rumpelten wir mit dem Evoque gen Korinth. Sogleich fiel Freund Schiller in den Sinn, zum Kampf der Wagen und Gesänge, der auf Corinthus Landesenge der Griechen Stämme froh vereint, zog Ibykus, der Götterfreund.

An leichtem Stabe

Wir zogen mit ihm vorher schon rauf auf einen Berggipfel, der den Blick in den korinthischen Golf hie, in den saronischen da erahnen ließ und ersuchten ihn, uns nach schnellem frühem Teegenuss durch ein Bachbett runterzubegleiten, und so wandert' er, an leichtem Stabe, an den Isthmus.

Was diese und die folgenden Ausritte in ungewöhnliches Terrain demonstrieren sollten? Den Willen zum Einmalganzanderen. Den Hinweis, dass, wo Range Rover draufsteht, Geländekönnen drinsteckt. Doch da sind wir beim "Ja, aber". Für den gepflegten Ritt ins Abseits zuständig ist das vom großen Range Rover bekannte Terrain Response 2, Allrad aktiviert sich vom Frontantrieb her kommend in 400 Millisekunden, im Menü sind die diversen Geländetypen schnell angewählt, Schnee, Gatsch, Sand und Schotter und so, das Hinterachsdiff tut ein Übriges.

Und doch: Dort, wo man mit dem großen Rangie bedenkenlos durch dick und dünn ginge, wird man sich das mit dem Evoque überlegen. Und damit bewegen wir uns weiter die Argolis runter, Sparta steht schon auf den Wegweisern. Wir werden es nicht erreichen, Wanderer, kommst du nach Sparta, bleiben aber auch nirgendwo liegen, sondern nähern uns zügig dem Ziel, um dort unsere Impressionen zu fixieren, manches erzählt sich am besten warm.

Kommoder Brite

Es war nämlich ferner aufgefallen: Der Evoque ist auf Asphalt, wo er sich überwiegend tummeln wird, ein ausgesprochen komfortabler Geselle. Das aufwendige Fahrwerk verhindert in Kurven bedenkliche Seitenneigung – vor sportlichen Anwallungen, wie sie etwa der BMW X2 nahelegt, wird man sich aber dennoch hüten. Wozu auch immer diese Hektik.

Im vor allem urbanen Leben hilfreich sein wird die Weltneuheit Clear Sight Ground View, was einem zum großen Durchblick nach unten verhilft – eine 180-Grad-Sicht unter den Vorderwagen. Das, meint Range Rover, helfe in Parklücken, bei Bordsteinen und im anspruchsvollen Gelände.

Der Evoque steht auf jener PTA-Basis (Premium Transversive Architecture), die schon der Jaguar E-Pace nutzt. Vorteil ist unter anderem eine extrem steife Karosserie, Nachteil das hohe Gewicht: Knapp 1800 bis knapp 2000 Kilos bringt der durchgestylte Brite auf die Waage, der vorher erwähnte X2, immerhin einer der Hauptgegner, bringt es auf vergleichsweise schlanke 1470 bis 1675.

Fesch und ein wenig Velar

Zum Design gibt es nur "sehr, sehr fesch, aber nicht mehr einzigartig" zu sagen, innen macht der Evoque auf Velar, auf extrem reduziert und aufgeräumt, das passt gut zum 100-Jahre-Bauhaus-Jubiläum, zum griechischen Schönheitsideal und zum Fahrzeug, und damit zum Antriebskapitel.

Der SUV, mit 4,37 m gleich lang wie bisher, aber mit mehr Radstand, ist der erste JLR-Emissär mit 48-Volt-Mildhybrid. Kommt allüberall außer beim Fronttriebler (D150) zum Einsatz und macht die drei Diesel und zwei Benziner zwar nicht zu Verbrauchswundern, verortet sie aber klar in die Fraktion brav und sauber. Und apropos Elektrifizierung, Hybridisierung des Antriebsstrangs: Ein Plug-in-Hybrid ergänzt das Angebot dann in genau einem Jahr.

Sonst noch aufgefallen? Der bisher knapp 800.000 Mal verkaufte Evoque ist praktischer geworden, mit mehr Ablagen. Haltegriff oben rechts wird man vergeblich suchen, Haken zum Aufhängen von Jacketts auch. Aber: Der Schaltknauf aus dem F-Type ersetzt den bisherigen Drehknopf. Sehr. Fein. (Andreas Stockinger, 25.3.2019)