Hot ist einer der erfolgreichsten Mobilfunker des Landes.

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Es zählt zu den schlimmsten Dingen, die einem Unternehmen passieren können: Es wurde erst von der Öffentlichkeit wahrgenommen, als es bereits wieder von der Bildfläche verschwunden war. Genau das ist den Mobilfunkern der Elektroketten Mediamarkt und Saturn passiert, die im Jänner den Verkauf von SIM-Karten einstellten und sich am 31. März vom Markt verabschieden. Einem Markt, auf dem sich hierzulande 37 weitere Anbieter tummeln.

Diskonter mischen den Markt auf

Neben den großen Handynetzbetreibern A1, T-Mobile und "3" sind in den letzten vier Jahren neue Anbieter an den Start gegangen. Besonders der Diskonter Hot konnte massiv punkten. Seit dem Start im Jänner 2015 konnte der Mobilfunker 850.000 Kunden gewinnen, wie Firmenchef Michael Krammer am Montag bei einer Pressekonferenz sagte. Mit neuen Tarifen will Hot nun den Wettbewerb weiter anheizen.

Einzigartige Preissenkung

Die beiden bisherigen Tarife Hot fix und Hot fix Plus werden kombiniert: Der Tarif Hot fix erhält die Datenmenge von Hot fix Plus, der Preis bleibt jedoch trotz der zusätzlichen 2.000 Megabyte Daten unverändert bei 9,90 Euro monatlich. Dadurch wird der Preis für alle Hot-fix-Plus-Kunden automatisch dauerhaft von 13,90 auf 9,90 Euro gesenkt. Dass ein Tarif vier Euro billiger wird, ist in österreichischen Mobilfunkgeschichte einzigartig.

Darüber bringt das Unternehmen den neuen Tarif Hot fix Mega mit 1.000 Freiminuten oder SMS und einer Datenmenge von 15.000 Megabyte um 14,90 Euro. Hot wirbt damit, niemals teurer zu werden. Während bei der Konkurrenz im Frühling Preiserhöhungen anstünden, dreht der Preisführer Ende März erneut zugunsten der Kunden an der Tarifschraube, wie Krammer sagte. Er bezeichnete das als "Wertsicherung für Kunden".

Mobiles Breitbandangebot

Zusätzlich kündigte Krammer ein Flatrate-Angebot für mobiles Internet an. Es soll voraussichtlich im Sommer an den Start gehen. Auf die Frage, ob und wann Hot 5G anbieten wird, wollte er nicht antworten.

Registrierungspflicht für Prepaid-SIM-Karten

Mit der Registrierungspflicht bei Prepaid-SIM-Karten hat der Hot-Chef Probleme. Seit 1. Jänner müssen die Mobilfunker von neuen Wertkartenkunden die Stammdaten erfassen und bis 1. September alle bestehenden Prepaid-Kunden nachregistrieren. Die ÖVP-FPÖ-Regierung will damit die Sicherheit im Land erhöhen. Laut Krammer kommt das bei den 280.000 Hot-Bestandskunden, die anonyme Wertkarten nutzen, nicht gut an. Sie verzichteten großteils auf die Registrierung. Ein Problem, das nicht nur Hot betrifft. Krammer geht davon aus, dass mindestens zwei Millionen SIM-Karten nicht registriert sind.

Kontraproduktiv

Dass das Aus für anonyme SIM-Karten die Sicherheit in Österreich erhöhe, sei ein Irrglaube, kritisierte Krammer. "Es gibt noch immer über zwei Millionen nicht registrierte SIM-Karten, nicht alle davon sind Verbrecher". Kriminelle würden in Tschechien und Slowenien SIM-Karten mit Roaming kaufen, weil es dort keine Registrierungspflicht gebe. Die Maßnahme könnte sogar kontraproduktiv sein: "Die Zusammenarbeit jetzt zum Beispiel mit einem estnischen oder mit einem slowenischen oder holländischen Netzbetreiber stelle ich mir nicht ganz einfach vor wie mit einem österreichischen", so der Hot-Chef. Außerdem betonte er, dass nicht alle Wertkartennutzer "Verbrecher sind".

Laut Krammer zufolge seien die Nutzer von Wertkarten-Tarifen einerseits Saisonarbeiter und Touristen, andererseits Leute, die eine zweite Rufnummer für Willhaben, Parship und Co. haben wollen. Ein von der Politik nicht bedachtes Problem seien in Alarmanlagen oder Heizungen verbaute SIM-Karten. Hier habe der Mobilfunkprovider gar keine Möglichkeit, die Nutzer über die Registrierungspflicht zu informieren.

Testeinkäufe würden auch zeigen, dass Handyshops gegen Aufpreis auch vorregistrierte SIM-Karten verkaufen, sagte Krammer. Außerdem funktionieren die SIM-Karten bei manchen Anbietern auch unregistriert.

Verfassungsklage

Krammer geht davon aus, dass der Wertkarten-Markt schrumpfen wird. Vor allem die Registrierung von Bestandskunden gestalte sich schwierig. Er fordert eine Anpassung des Gesetzes sowie eine Abgeltung der laufenden Kosten für die Identitätsfeststellungen. Bei HoT seien dies neun Millionen Euro für die Nachregistrierung und weitere 2,5 bis 3 Millionen Euro jährlich für neue SIM-Karten. Krammer erwägt eine Verfassungsklage, wie er sagte. (sum, 25.3.2019)