So ein schönes Stamperl gab es in der Redaktion nicht. Ich habe den Wodka aus einer kleinen Mini-Plastikflasche getrunken. Ein Bild davon wäre Schleichwerbung.

Karin Pollack beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit. Manchmal ist sie selbst krank und erzählt hier, was sie dagegen tut.

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Es gibt Tage, an denen viel schiefläuft. Letzte Woche hatte ich so einen. Ich war auf Dienstreise, telefonierte aber ständig mit dem Büro. Da klappte etwas nicht, dort auch nicht. Als ich mich mit meiner langen To-do-Liste dem Büro näherte, wurde mir klar: Mittagessen werde ich heute auch ganz sicher nicht schaffen.

Also ein Brot kaufen. Beim Bäcker am U-Bahn-Ausgang. Da gibt es in erster Linie Wurstbrote, deshalb entschied ich mich für eines mit Eiaufstrich. Und ganz ehrlich: Schon beim Essen war da so eine leise Vorahnung, die ich vor dem Bildschirm sitzend im Stress aber einfach nicht ernst nahm.

Elender Zustand

Zwei Stunden später: ein Rumoren im Bauch, das sich vom Ton her wie das Aufheulen eines frisierten Mopedauspuffs anhörte. Und dann wurde mir übel. In alle Richtungen. Es war so schlimm, dass an Nachhausefahren gar nicht zu denken war. Ich blieb gebückt vor dem Bildschirm sitzen. Und irgendwann fiel das auch den Kollegen auf.

"Trink einen Schnaps", sagte einer. Ach ja, Schnaps. Schnaps ist ja ein Hausmittel und nicht evidenzbasiert. Irgendwo in Spanien gab es vor 16 Jahren einmal eine Studie mit einer Salmonellenvergiftung. Aber Salmonellen? Die hatte ich hoffentlich nicht intus. Also erst einmal keinen Schnaps.

Die Übelkeitswellen wurden aber nicht besser. Und so nahm ich das Schnapsangebot doch an und bekam ein kleines Fläschchen Wodka, von der Art, wie man sie auch in Kassanähe in Supermärkten sieht – für Alkoholkranke mit sehr starker Sucht eigentlich ein Verhängnis. Mein Kollege gab mir also Wodka, einen Zirbenschnaps hätte er auch im Angebot gehabt.

Schluck und weg

Ich nahm einen Schluck Wodka im Großraumbüro. Therapeutisch sozusagen. Und wunderte mich nicht wenig, als meine Übelkeit tatsächlich geringer wurde. Das Grausen vor Eiaufstrich ließ sehr schnell merklich nach. Und dann nahm ich einen zweiten Schluck. Nach einer Stunde waren auch die Übelkeitswellen weg. Irgendwann konnte ich nach Hause fahren. Vielleicht bin ich ein Einzelfall. Vielleicht kann man Schnaps nicht gegen jede Übelkeit empfehlen. Und nicht allen Menschen gleichermaßen. Mir hat er jedenfalls geholfen. Wodka sei Dank. Eiaufstrich ist vorerst gestorben. Da kann der Stress noch so groß sein. (Karin Pollack, 7.4.2019)