Großer Auflauf zum Start des ersten 5G-Netzes in Österreich. Von links nach rechts: Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP),Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ), T-Mobile CEO Andreas Bierwirth und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

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Die 5G-Ära ist eröffnet. Als erster österreichischer Mobilfunker hat T-Mobile am Dienstag den offiziellen Startschuss für sein 5G-Netz gegeben. Die ersten Sender nehmen umgehend ihren "Echtbetrieb" auf, kündigte T-Mobile-CEO Andreas Bierwirth bei einer Pressekonferenz in Wien an. Dem waren bereits in den vergangenen Monaten Testläufe diverser Anbieter vorangegangen.

Kleiner Start

Zum Start gibt man sich zunächst einmal bescheiden: Gerade einmal 25 Sender wurden eingeschaltet. Dafür hat man insgesamt 17 Pioniergemeinden auserkoren, die über ganz Österreich verteilt sind. Diese Riege spannt sich von Feichtendorf in Kärnten über Ried im Innkreis (Oberösterreich) bis zur Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck. In Wien gibt es 5G hingegen noch nicht.

Mehr Theorie als Praxis

Die Ankündigung hat insofern derzeit vor allem symbolischen Wert. In der Praxis werden auf absehbare Zeit nur wenige Nutzer etwas von 5G bemerken. Das liegt nicht zuletzt daran, dass bisher in Österreich nur die Frequenzen zwischen 3,4 und 3,8 GHz vergeben wurden. Diese verfügen über sehr schlechte Ausbreitungseigenschaften, was wiederum bedeutet, dass sehr viele Masten notwendig sind, um eine flächendeckende Versorgung zu erreichen. "Beim Endausbau von 5G wird auf jedem zweiten Gebäude eine Antenne installiert sein", formuliert es etwa die Telekombehörde RTR.

Zudem gibt es derzeit noch gar keine 5G-tauglichen Smartphones, diese sollen erst in den kommenden Monaten auf den Markt kommen. Dabei wird es sich wiederum um – meist sehr kostspielige – Spezialversionen bestehender Geräte handeln. Das hat auch seinen guten Grund: Derzeit gibt es 5G-Modems für Smartphones nur in separaten Chips, zudem ist der Antennenaufbau wesentlich komplizierter. Alles Faktoren, die auch den Stromverbrauch erhöhen, wie es schon bei den ersten LTE-Smartphones der Fall war. Vorerst werden die 5G-Netze also vor allem für Demonstrationszwecke und Tests gebraucht werden.

Erwartungshaltung

Die Erwartungen in die neue Mobilfunktechnologie sind trotzdem groß. Höhere Geschwindigkeiten und eine bessere Abdeckung sollen ganz neue Einsatzgebiete ermöglichen – versprechen zumindest die Mobilfunkanbieter. So könnten etwa Unternehmen dank "Network Slicing" private Netzwerkbereiche bekommen, was für garantiert hohe Performance sorgen soll. So sieht man etwa in der Medizintechnik oder bei der Maschinen-zu-Maschinen-Kommunikation ein großes Potenzial. Konsumenten wiederum dürften sich generell auf eine bessere Leistung freuen.

Regierung tritt an

Angesichts der langfristigen Relevanz des Themas war bei der Präsentation auch das Gedränge aus den Reihen der heimischen Politik groß: Neben Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) waren auch Technologieminister Norbert Hofer (FPÖ) sowie Margarete Schramböck (ÖVP), Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, erschienen. Schramböck hat zumindest einschlägige Erfahrung, sie war vor ihrer Karriere in der Politik die Chefin von A1 Telekom Austria.

Kurz zeigt sich davon überzeugt, dass Österreich hiermit eine Pionierrolle im 5G-Ausbau einnimmt. Immerhin ist es auch das erste 5G-Netz, das die Deutsche Telekom weltweit in Betrieb nimmt. Europaweit sei es überhaupt das erste 5G-Netz, das für normale Kunden verfügbar sei – also jenseits eines Testbetriebs. Insofern sei der heutige Tag auch ein "guter Tag für den Wirtschaftsstandort Österreich".

Digital Divide

Einen anderen Aspekt betonte Digitalisierungsministerin Schramböck. So erhofft sie sich durch 5G insgesamt 35.000 zusätzliche Arbeitsplätze. Vor allem aber gehe es um die Beseitigung des "Digital Divide" – also darum, ländliche Gebiete so anzubinden, dass Firmen nicht mehr in die Stadt abwandern müssen. Diesen Punkt betont auch T-Mobile-Boss Andreas Bierwirth, der 5G als "Glasfaser aus der Luft" bezeichnet. Dabei will man im Ausbau auch gezielter als bisher vorgehen. So soll bei vielen Gemeinden zunächst nur ein Mast am Ortsrand aufgestellt werden und erst bei Bedarf weitere Sender in Betrieb genommen werden.

Versteigerung

Die ersten Frequenzen für das 5G-Netz wurden erst Anfang März versteigert. Neben T-Mobile wurden dabei auch den Konkurrenten A1 und "3" signifikante Bereiche zugeteilt. Kleinere Segmente erhalten regionale Anbieter wie die Salzburg AG, die oberösterreichische Liwest, die Graz Holding und der Mobilfunkdiskonter Spusu / Mass Response. In Summe wurden bei der Versteigerung rund 188 Millionen Euro eingenommen, die ins Bundesbudget wandern. Die Versteigerung hatte auch für Kritik an der RTR gesorgt. So warfen etwa T-Mobile und "3" der Telekombehörde Preistreiberei vor. T-Mobile hat für sein Frequenzpaket 57 Millionen Euro gezahlt, mehr hat nur A1 mit 64 Millionen investiert.

Die nächste Frequenzversteigerung ist erst für 2020 anvisiert. Dann sollen allerdings auch Bänder (700, 1.500 und 2.100 Megahertz) vergeben werden, über die deutlich größere Flächen abgedeckt werden können. Erst ab diesem Zeitpunkt wird 5G dann also wohl auch für die breitere Masse interessant.

Viele offene Fragen

Bis dahin sollte dann T-Mobile auch bekanntgeben, was 5G eigentlich kosten wird. Denn im derzeitigen Status schweigt man zu jeglichen Fragen zu konkreten Tarifen noch eisern. In den Testgemeinden wurden zunächst gerade einmal 200 Router ausgegeben, und diese werden durch bestehende Verträge abgedeckt. Trotzdem weist Bierwirth die Einschätzung, dass es sich hierbei eigentlich um einen größeren Testbetrieb handle, zurück. Immerhin habe man diese Kunden nicht einzeln ausgewählt.

Die Huawei-Frage

Ein Politikum ist auch die Wahl des Netzwerkausrüsters für den Aufbau des 5G-Netzes – hat sich T-Mobile doch erneut für die chinesische Firma Huawei entschieden, die derzeit vor allem aus den USA unter starkem Beschuss steht. Dabei wird unterstellt, dass der staatsnahe Konzern seine Position nutzen könnte, um Spionage zu betreiben, einen Beleg dafür gibt es bislang aber nicht.

Eine Sorge, die T-Mobile auf Nachfrage nicht teilen will, man sei aber immer dafür, ganz generell die Transparenz bei Mobilfunknetzwerken auf europäischer Ebene zu verbessern. Konkurrent "3" setzt in der ersten Ausbauphase auf den ebenfalls chinesischen Ausrüster ZTE, während A1 lieber zu Nokia greift. (Andreas Proschofsky, 26.3.2019)