From Software
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Wie übertrifft man eine Kultspiel-Reihe? Man reduziert aufs Wesentliche. Hidetaka Miyazaki, Mastermind des japanischen Studios From Software, hat mit der Dark Souls-Reihe die vielleicht einflussreichsten Actionspiele des vergangenen Jahrzehnts geschaffen. Statt die bekannte Mischung aus Rollenspiel und harter, komplexer Action zu erweitern, dampft Sekiro: Shadows Die Twice (PC, Playstation 4 und Xbox One, UVP: 59,99 Euro) nun markante Spielmechaniken der Vorgänger auf ihre reine Essenz ein und schneidet mit rasiermesserscharfer Schwertklinge alles Überflüssige weg.

In der Gestalt des Ninja-Kriegers Wolf kämpfen sich Spielerinnen und Spieler auf der Suche nach dem entführten Herrn durch abwechslungsreiche Landschaften, Dörfer und Paläste eines quasihistorischen Japan des 16. Jahrhunderts. Im Weg stehen dabei einfache Wachen, Elitesoldaten und Generäle sowie seltener übernatürliche oder tierische Monster. Viele von ihnen lassen sich aus dem Hinterhalt ausschalten, meist jedoch ist der direkte Schwertkampf gefragt. Das rasante, auf Blocks, Gegenangriffe und Todesstöße aufbauende neue Kampfsystem unterscheidet Sekiro grundlegend von jenem der Souls-Reihe; auch Veteranen werden hier umlernen müssen.

Der Tod kommt bei der geringsten Unachtsamkeit, doch einmal, maximal zweimal darf man ihm auf Knopfdruck ein Schnippchen schlagen. Danach wird man beim Tod zurück an den jeweils zuletzt besuchten der vielen Schreine versetzt, die auch auch für Upgrades und Schnellreisen benutzt werden. Ninja-Fertigkeiten wie besondere Konter, aber auch Spezialfähigkeiten der mechanischen Armprothese können hier gegen Erfahrungspunkte getauscht werden. Letztere sorgt auch dafür, dass die beeindruckend hoch aufragenden Gebäude und Umgebungen erklettert werden können.

PlayStation

Was ist gelungen?

Wer From Software kennt, weiß um die Sorgfalt und die Könnerschaft, mit der Spielewelt, Gegner und Spielmechaniken gestaltet werden, und Sekiro ist keine Ausnahme: Die beeindruckend konstruierten, halb offenen Spielumgebungen laden zum Staunen und Erforschen ein, kleine, besonders aber riesige Gegner überraschen mit individuellen Kampfstrategien, fantasievollen Arenen und herausforderndem Abwechslungsreichtum.

Der Schwertkampf, spielmechanisches Herzstück des Spiels, verlangt in seiner gnadenlosen Rasanz ebenso viel Präzision wie Taktik und offenbart sich mit jeder weiteren Spielstunde als Kunst, deren Meisterung bei weitem nicht nur Reflexe und Konzentration verlangt, sondern vor allem auch stete Achtsamkeit und Demut auch vor den kleinsten Gegnern. Wer in Sekiro Erfolg haben will, muss zuallererst als Spieler seine eigenen Leidenschaften, seinen Zorn und seine Trägheit überwinden, um sich durch stetige Übung, Aufmerksamkeit und Gelassenheit gegenüber unvermeidlichen Rückschlägen zur Meisterschaft zu perfektionieren.

Was ist weniger gelungen?

Man muss es offen aussprechen: Die eben erwähnte Zen-mönchische Disziplin ist nicht jedermanns Sache. Sekiro: Shadows Die Twice ist ein schweres, ein sehr schweres Spiel, das zwar fair bleibt, aber auch das Potenzial zur fatalen Frustration in sich birgt. Wer zum 19. Mal an ein und demselben Bosskampf gescheitert ist, verliert vielleicht auch die Lust, sich diese Strapaz weiter freiwillig anzutun – vor allem weil vor dem erneuten Versuch oft Wegstrecken zurückgelegt und kleinere Gegner erneut besiegt werden müssen.

Auch in der Erklärung seiner teils recht obskuren Spielmechaniken hat Sekiro Verbesserungsbedarf. Souls-Veteranen wissen: Der Blick ins Wiki hilft aus.

Fazit

Trotzdem: Sekiro: Shadows Die Twice ist ein Meisterwerk, an dem sich die Geister scheiden. Wer gewillt ist, sich ernsthaft und trotz aller unvermeidlichen Rückschläge dieser Prüfung zu stellen, wird mit einem außergewöhnlich konzentrierten, einzigartigen Spiel belohnt. Entspannter Zeitvertreib ist es nicht – dafür aber jetzt schon eines der besten Spiele des Jahres. (Rainer Sigl, 28.3.2019)