Salzburg/Erl – Dirigent Gustav Kuhn ist vom Verdacht, er habe in seiner 1969 fertiggestellten Dissertation "Wert und Sinn im musikalischen Kunstwerk" plagiiert, erneut entlastet worden. Wie die Universität Salzburg am Dienstag bekannt gab, hat die Kommission zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis nach einer weiteren Überprüfung der Dissertation "keine Aberkennung des Doktor-Titels" empfohlen.

Zunächst hatte der Ötztaler Blogger Markus Wilhelm im Frühjahr 2018 Vorwürfe veröffentlicht, wonach Kuhn in seiner Doktorarbeit plagiiert habe. Die Universität Salzburg, bei der Kuhn seine Doktorarbeit eingereicht hatte, kam nach einer Überprüfung der Dissertation durch die zuständige Kommission zu dem Ergebnis, das Verfahren gegen den Dirigenten einzustellen. Im Februar 2019 wurden in der Wochenzeitung "profil" neue Plagiatsvorwürfe in Zusammenhang mit der Dissertation von Kuhn erhoben.

Kommission: Keine gute wissenschaftliche Praxis

Im Auftrag des Rektors der Universität Salzburg, Heinrich Schmidinger, habe sich die zuständige Kommission zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis abermals mit der Dissertation "Wert und Sinn im musikalischen Kontext" von Kuhn aus dem Jahre 1969 befasst, informierte die Universität in der Aussendung von heute, Dienstag. Dabei sei sie zu dem Ergebnis gelangt, "dass Herr Dr. Gustav Kuhn zwar an verschiedenen Stellen und auch im wesentlichen 5. Teil der Arbeit Leistungen erbracht hat, die nicht einer guten wissenschaftlichen Praxis entsprechen, dass aber eine Erschleichung im Sinne der Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes oder auch der Richtlinie der Universität Salzburg nicht vorliegt". In einer achtseitigen Stellungnahme empfehle die Kommission daher "keine Aberkennung des Titels".

Vorwürfe von Blogger Markus Wilhelm

Der Blogger hatte im Frühjahr 2018 auch Vorwürfe der sexuellen Belästigung und des Machtmissbrauchs gegen Kuhn veröffentlicht. In einem offenen Brief warfen fünf Künstlerinnen dem österreichischen Dirigenten "anhaltenden Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe" während ihrer früheren Engagements vor. Kuhn bestritt die Vorwürfe, stellte im Sommer 2018 aber seine langjährige Funktion als künstlerischer Leiter der Tiroler Festspiele Erl bis zur vollständigen Klärung der Causa ruhend. Im Oktober legte er dann alle seine Funktionen zurück. Mit dem 1. September 2019 soll ihm als Künstlerischer Leiter der deutsche Opernintendant Bernd Loebe nachfolgen, der das Festival parallel zur Oper Frankfurt leiten wird.

Die Causa Erl hatte in den vergangenen Monaten für gehörige Schlagzeilen gesorgt. Derzeit ist am Landesgericht Innsbruck ein Zivilprozess Kuhns gegen eine der fünf Künstlerinnen anhängig. Kuhn hatte die Frau auf Unterlassung und Widerruf geklagt, nachdem sie öffentlich behauptet hatte, dass er die Vergabe von Rollen an sie von sexuellen Gegenleistungen abhängig gemacht habe. (APA. 26.3.2019)