Supun Kellapatha und seine drei Kinder. Tochter Keana ist seit Montag in Kanada, er und die anderen beiden warten weiter in Hongkong.

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Toronto – Vanessa Rodel und ihre Tochter Keana, bei denen sich Edward Snowden 2013 während seiner Flucht in Hongkong versteckt hatte, sind am Montagabend in Kanada angekommen. Sie habe kaum geschlafen, sei aber überglücklich, sagte Rodel dem STANDARD am Dienstag, kurz bevor es für beide weiter nach Montreal ging, wo sie künftig leben werden.

Für ihre Unterstützer rund um Anwalt Robert Tibbo war es nur ein erster Etappensieg. Denn weitere fünf Snowden-Fluchthelfer, darunter zwei Kinder, warten noch in Hongkong auf die Ausreise ins sichere Kanada. Über ihre Asylanträge wurde bisher noch nicht entschieden.

Alle fünf sind Flüchtlinge aus Sri Lanka. Bei einer Abschiebung in ihre ursprüngliche Heimat drohten ihnen Haft und Folter, sagt ihr Anwalt. Hongkong habe ihre Asylgesuche bereits abgelehnt, daher fordert Tibbo, dass auch sie in Kanada Zuflucht finden sollen. Vor allem im Fall des Familienvaters Supun Kellapatha dränge die Zeit. Er leide unter schweren posttraumatischen Störungen und halte dem Druck kaum noch stand.

Familienzusammenführung als Option

Kellapatha ist zudem der leibliche Vater von Rodels Tochter Keana, die am Montag in Kanada eingetroffen ist. Die Anwälte der Gruppe wollen nun das Recht auf Familienzusammenführung nutzen, um die anderen nachzuholen. Keana soll mit ihrem Vater und Halbgeschwistern aufwachsen können, so ihre Forderung, die sie bei einer Pressekonferenz am Dienstag postulierten.

Das offizielle Kanada äußerte sich mittlerweile ebenfalls zu den aktuellen Entwicklungen. Premierminister Justin Trudeau sagte, ihm seien die Hände gebunden, er dürfe nicht in die laufenden Verfahren eingreifen. Anwalt Tibbo widerspricht dem und sagt, dass dies nach kanadischem Recht in besonderen Fällen sehr wohl möglich sei.

Auch Regisseur Oliver Stone, der Snowdens Flucht 2016 verfilmte, appellierte am Dienstag an Kanada, die in Hongkong Verbliebenen aufzunehmen. Kanadas Außenministerin Chrystia Freeland sagte, sie wolle dies nicht kommentieren. Da sie am Montag zu Gast bei US-Präsident Trump war, vermutet Tibbo diplomatischen Druck hinter dieser Weigerung. (ars, 27.3.2019)