In den vergangenen Jahren hat ein Trend zu vollautomatischer Anlageberatung eingesetzt. Sogenannte Robo-Advisors buhlen seit wenigen Jahren auch am österreichischen Markt um Anlegergelder. Dabei handelt es sich freilich nicht um echte Roboter, sondern um Algorithmen, welche im Grunde die Veranlagung übernehmen. Otto Normalanleger benötigt dazu weder hohe Anlagesummen noch spezielle Finanzkenntnisse, er muss nur zunächst einige Eckdaten für die Veranlagung hinsichtlich Dauer, Anlagesumme und Risikobereitschaft angeben.

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Sogenannte Robo-Advisors brauchen nicht nur ein gutes Händchen für die Finanzmärkte, sondern sollten vor allem kostengünstig sein.
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Den Rest übernimmt der Robo-Advisor. Er investiert automatisch in als ETFs bezeichnete passive Fonds, die zumeist starr einen Aktien- oder Rentenindex nachbilden, dafür weniger kosten als aktiv gemanagte Investmentfonds.

Die Anbieter wollen mit folgenden Argumenten punkten: Der Robo-Advisor soll komfortabel und vor allem günstig sein. Aber stimmen diese Versprechungen? Das Fondsanalysehaus Morningstar ist dieser Frage nachgegangen.

Einfache "Pantoffel-Portfolios"

"Die meisten Robos haben keine ausgefeilten Algorithmen", unterscheidet der Morningstar-Experte Ali Masarwah zwischen zwei Arten von automatischen Anlageberatern. Sprich, die Mehrheit balanciert einfach das Kundenportfolio in regelmäßigen Abständen wieder an den Sollwerten aus, etwa ein 50/50-Verhältnis von Aktien und Anleihen bei einem sogenannten "Pantoffel-Portfolio". Woran Masarwah grundsätzlich nichts auszusetzen hat, denn die Anlageerträge würden darunter nicht leiden: "Die simplen Portfolios schneiden regelmäßig sehr gut ab."

Wichtig ist für Masarwah dabei allerdings, dass auch die Kosten passen. Das war jedoch bei der Untersuchung der Anbieter in Deutschland nicht immer der Fall – wobei sich die Ergebnisse ihm zufolge wegen der ähnlichen Märkte auch auf Österreich übertragen lassen. "Wenn ein Robo 0,5 Prozent an jährlichen Verwaltungsgebühren nimmt, ist das okay", sagt der Morningstar-Experte.

Kosten als wichtiger Faktor

"Die meisten kosten aber über ein Prozent", gibt er zu bedenken – was er für einfaches Ausbalancieren von Musterdepots wie dem Pantoffel-Portfolio für überteuert hält. Zumal zu den Verwaltungsgebühren auch die Gebühren für die ETFs und Handelskosten kommen. Manche Robo-Advisors bieten aber auch ausgefuchstere Strategien an, mit denen eine höhere Performance erzielt werden soll, was auch höhere Gebühren rechtfertigen würde. Anleger sollten sich aber darüber informieren, ob diese Strategien auch zu den jeweiligen Anlagezielen passen.

Warum Masarwah stets großen Wert auf schlanke Kostenstrukturen legt? "Man muss nur überlegen, was ein Prozent Kostenunterschied pro Jahr auf 20 Jahre ausmacht. Der Zinseszinseffekt führt zu exponentiellen Performanceunterschieden."

Robo-Advisors werden Masarwah zufolge oft als "Vermögensverwalter des kleinen Mannes" bezeichnet. "Das gibt es aber schon längst. Das sind Mischfonds", betont er – weshalb er Robo-Advisors mit diesen vergleicht. Auch Mischfonds gibt es als kostengünstigere ETFs, wobei in diesen neben Aktien und Anleihen mitunter auch Rohstoffe beigemischt sind. "Im Vergleich mit passiven ETFs schneiden Robos gar nicht gut ab", sagt der Morningstar-Experte. Allerdings gebe es bei den ETF-Mischfonds in Europa noch recht wenig Auswahl.

Kaum günstige aktive Fonds

Ganz im Gegensatz zur Masse an aktiv von Fondsmanagern verwalteten Mischfonds. Aus rund 1600 Produkten hat Masarwah jene aussortiert, bei denen entweder hohe Mindestanlagesummen benötigt werden oder deren Jahresgebühr 0,8 Prozent übersteigt. Dieses Niveau hat er deshalb gewählt, weil sich die Gesamtkosten inklusive Nebengeräuschen dann im Bereich der Robo-Advisors befinden. Das Ergebnis: Es ist gerade einmal ein gutes Dutzend an aktiven Mischfonds übrig geblieben. Dieses Match geht laut Masarwah an die Robo-Advisors, da es sehr schwer sei, an gute und günstige aktive Fonds zu kommen.

Im Grunde will der Experte Anleger ohnedies zum Do-it-yourself motivieren, also dazu, selbst ein Pantoffel-Portfolio zu verwalten. Dazu benötige man einen ETF auf den Weltaktienindex MSCI World und einen ETF auf europäische Anleihen und müsse deren Gewichtung in regelmäßigen Abständen wieder auf den Sollstand bringen – eben beispielsweise 50/50. "Wer sich das zutraut, sollte es selbst machen", empfiehlt Masarwah. (Alexander Hahn, 31.3.2019)