Der Smart als Konzept, so sah es 2017 aus.

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Stuttgart/Hangzhou – Der deutsche Autobauer Daimler versucht einen Neustart für seinen Kleinwagen Smart. Dafür gründet der Konzern ein Joint Venture mit seinem chinesischen Großaktionär Geely. Schon die nächste Generation des Kleinwagens soll in einer neuen, eigens von Geely für den Smart gebauten Fabrik in China produziert werden, teilten Daimler und Geely am Donnerstag mit.

Die neuen Modelle sollen rein elektrisch fahren und von 2022 an auf den Markt kommen. Das 50:50-Gemeinschaftsunternehmen wird voraussichtlich bis Ende 2019 gegründet. Finanzielle Details wurden nicht bekannt.

Eine gute Sache, findet der deutsche Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer – mit drei Gewinnern: Daimler, Geely, Smart. Für den Smart sei dies die letzte Chance, sich zu etablieren. Mit Geely stehe Smart der China-Markt weit offen. In diesem Jahr werden gut 2,3 Millionen NEV-Fahrzeuge (New Energy Vehicle, Anm.) in China verkauft werden. Für 2021, wenn dann Smart im Reich der Mitte anrollt, soll der NEV-Markt immerhin schon bei drei Millionen Fahrzeugen pro Jahr liegen. Damit habe Smart die Chance, im weltgrößten NEV-Markt zu punkten, so Dudenhöffer.

Made by Geely

Daimler bringt vor allem die Marke und auch das Konzept des Kleinwagens in das Gemeinschaftsunternehmen ein, Entwicklung und Produktion finden künftig bei Geely statt. Am bisherigen Smart-Produktionsort im französischen Hambach werden bis zur Markteinführung der neuen Modelle weiterhin Smarts gefertigt. Parallel wird dort die Produktion der Kompaktwagen von Daimlers neuer Elektromarke EQ aufgebaut.

In Hambach arbeiten einem Sprecher zufolge rund 700 Menschen für Daimler. Dazu kommen etwa 170 Beschäftigte in Vertrieb und Entwicklung bei Smart am Standort Böblingen. Wie viele Mitarbeiter das neue Joint Venture haben wird, ist bis jetzt nicht bekannt.

Bislang ist der Kleinwagen in Kooperation mit Renault gefertigt worden. Daimler ist gerade dabei, ihn weltweit komplett auf Elektroantrieb umzustellen.

Doch zuletzt ging der Absatz um 4,6 Prozent auf 128.802 Fahrzeuge zurück. Zum Start der Marke vor 20 Jahren war einmal das Ziel von 200.000 ausgegeben worden – soviele Autos könnten jährlich in Hambach gefertigt werden. Daimler macht keine Angaben zu Umsatz und Gewinn, Experten wie beispielsweise die Analysten von ISI Everscore zweifeln aber daran, dass der Bereich profitabel ist. Die Marke selbst hingegen gilt als durchaus wertvoll.

Ausbau

Zusammen mit Großaktionär Geely soll das Angebot von Smart nun weiter ausgebaut werden. So sollen die Fahrzeuge auch in der nächsten Kompaktwagengröße – dem sogenannten B-Segment – angeboten werden. Das Aussehen wird weiter von Mercedes-Benz-Designer Gorden Wagener stammen, entwickelt wird das Fahrzeug aber bei Geely.

Der chinesische Autobauer, zu dem schon Volvo gehört, war Anfang 2018 mit 9,7 Prozent bei Daimler eingestiegen. Im Oktober vereinbarten beide Seiten die Zusammenarbeit bei Fahrtenvermittlungen im Luxussegment in China. Auch dafür gründen die beiden Konzerne ein Gemeinschaftsunternehmen. (APA, red, 28.3.2019)