Belgrad/Luxemburg – Das in Luxemburg ansässige Medienunternehmen Adria News hat um internationalen Schutz für seinen serbischen Regionalsender N1 ersucht. Dieser sei anhaltendem Druck ausgesetzt, hieß es, der auch von Regierungsseite ausgeübt werde.

Der Inhaber des Senders mit Redaktionen in Belgrad, Sarajevo und Zagreb wandte sich nun an mehr als 130 internationale, nicht-staatliche Organisationen, Medienvereinigungen und die Europäische Union mit der Bitte gewandt, N1 und seine Mitarbeiter vor einer Hetzkampagne zu schützen, die von Politikern der regierenden Serbischen Fortschrittspartei SNS angeführt werde. Die Kampagne habe bereits mit Aufnahme des Sendebetriebs 2014 begonnen. Mitarbeiter und Redakteure seien seither Drohungen ausgesetzt.

Die jüngste Angriffe seien erfolgt, nachdem der Sender vor knapp zwei Wochen über die Demonstrationen in Belgrad berichtet hatte, bei denen eine Demonstrantengruppe in das Gebäude des öffentlich-rechtlichen Senders RTS eingedrungen war.

Angriffe auf den Sender

Wie Adria News in einem Schreiben angibt, seien daraufhin Angriffe auf den Sender erfolgt, an denen vor allem Minister und die Ministerpräsidentin Ana Brnabic teilgenommen hätten. Von Regierungsfunktionären wurde die Berichterstattung des Senders unter anderem als "heuchlerisch", "skandalös", auch als "Aufforderung zur Gewalt" bezeichnet. In einem Boulevardblatt wurde die Berichterstattung des Senders gar als "Anstiftung zu einem Mordanschlag auf den serbischen Präsidenten" eingestuft. Hunderte von Drohungen erhielt der Sender auch aus den sozialen Netzwerken.

Unter Hinweis darauf, dass in Serbien weiterhin große Frustration wegen nicht aufgeklärter Journalistenmorde besteht, ließ Adria News in ihrem Schreiben wissen, dass vom Sender derzeit besondere Anstrengungen unternommen würden, um die körperliche Unversehrtheit seiner Journalisten zu sichern.

Serbiens Bürgerombudsmann Zoran Pasalic wies neulich darauf hin, dass der Druck auf Medien "unerträglich" geworden sei. Im Vorjahr wurden nach seinen Angaben 102 verbale, körperliche und wirtschaftliche Angriffe auf Journalisten sowie 72 Fälle von Druckausübung registriert. Der serbische Präsident Aleksander Vucic hatte derartige Vorwürfe jüngst in einem Interview mit dem ORF-Fernsehen zurückgewiesen. Er selbst werde doch ständig in den Medien kritisiert, erklärte Vucic. (APA, 28.3.2019)