Der neue Handball-Teamchef Ales Pajovic ist eine respekteinflössende Gestalt und hat einen festen Händedruck.

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Wien – Der Slowene Ales Pajovic ist neuer Trainer des Handball-Nationalteams. Der 40-Jährige ehemalige Rückraumspieler folgt damit auf den Isländer Patrekur Johannesson, der das ÖHB-Team acht Jahre lang betreut hatte.

Eine Kuriosität konnte Pajovic bei seiner Antrittspressekonferenz in Wien im Gespräch mit dem STANDARD sogleich aufklären. Auf der Homepage seines Ex-Vereins Kiel ist Pajovic am 1. Juni 1979 geboren, "oder am 6. Jänner 1979" laut Wikipedia. Die Geburtsurkunde ist jedenfalls nicht verlorengegangen. Es ist der 6. Jänner. Was nicht ganz wurscht ist, "weil ich damit bereits 40 Jahre alt bin. Den Wikipedia-Eintrag kann man ändern, mein Alter nicht", sagt Pajovic.

Pajovic ist fast zwei Meter groß, ein Kasten, und er hat einen sehr festen Händedruck. Den Respekt seiner Spieler hat er sicher, auch dank seiner Vita: Dreimaliger Champions-League-Sieger, zweimalige Teilnahme bei Olympischen Spielen mit Slowenien, Vizeeuropameister.

Ehemalige Weltklasse-Spieler

Als Trainer ist er noch ein unbeschriebenes Blatt, coachte zuletzt vier Jahre in Graz in der Handball-Liga Austria (HLA). "Ich habe aber von großen Trainern gelernt in meiner Karriere als Spieler. Ich weiß, ich kann viel bewegen. Wir haben Potenzial." Pajovic spielte beim Weltklasseklub Ciudad Real in der spanischen Liga unter Talant Dujshebaev, zweifacher Welthandballer, bei Kiel schwang die jugoslawische Handballlegende Zvonimir Serdarušić das Zepter.

Ziel ist natürlich eine starke Performance bei der Heim-EM ab 9. Jänner 2020 in Wien und Graz. Das desolate Abschneiden des ÖHB-Teams bei der letzten WM in Deutschland und Dänemark hat auch Pajovic mitverfolgt. "Das wichtigste ist, als Team aufzutreten, als Einheit. Wir brauchen wieder Harmonie. Die hat bei der WM gefehlt und darum gab es auch keinen Erfolg."

"Er passt perfekt in das Anforderungsprofil, ist jung und erfolgshungrig", sagte ÖHB-Sportdirektor Patrick Fölser über Pajovic. "Und er bringt Erfahrungen von Großturnieren in den Job mit ein." Pajovic beschreibt sich selbst als ruhigen Typen, der all seine Spieler mit dem gleichen Respekt behandeln will. "Ich bin durch die Balkan-Schule im Handball gegangen, wurde als Junger für jeden Fehler zusammengeputzt. Das möchte ich meinen Spielern ersparen."

Fölser betont, dass das Scheitern bei der WM nicht Patrekur Johannesson umgehängt wurde. "Wir wollen der Mannschaft einen neuen Impuls geben in Hinblick auf die Heim-EM. Es sind da und dort Risse entstanden, die klebt man zu. Das passiert in einer so langen Zusammenarbeit. Patti hat den österreichischen Handball unglaublich weitergebracht. Aber eines ist klar: Ales Pajovic startet jetzt vor einer weißen Leinwand."

Sein Vertrag läuft bis Juni 2021. Das Vollzeitengagement war für den ÖHB eine Bedingung. Fölser: "Mit Patrekur hat es acht Jahre geklappt, obwohl er parallel Klubtrainer war. Jetzt ist aber die Zeit gekommen, dass wir da eine Veränderung haben." (Florian Vetter, 28.3.2019)