Seit 1934 ist die Hagia Sophia ein Museum und zieht jährlich hunderttausende Besucher an.

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Istanbul/Ankara – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan will die berühmte Hagia Sophia in Istanbul in eine Moschee zurückverwandeln. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi am Donnerstag unter Berufung auf ein TV-Interview.

Die im 6. Jahrhundert erbaute Hagia Sophia (griechisch: Heilige Weisheit) war fast ein Jahrtausend lang das größte Gotteshaus der Christenheit. Nach der Eroberung des damaligen Konstantinopel im Jahr 1453 wandelten die Osmanen die Kirche in eine Moschee um. Seit 1934 ist sie ein Museum und zieht jährlich hunderttausende Besucher an.

Am Sonntag Kommunalwahlen

In der Türkei stehen am Sonntag Kommunalwahlen bevor. Erdoğan hatte schon vor drei Tagen im Wahlkampf gesagt, es sei "nicht unmöglich", dass aus der Hagia Sophia wieder eine Moschee werde. In dem Interview mit dem Sender A-Haber stellte er es jetzt so dar, als ob die Entscheidung gefallen sei. "Die Hagia Sophia wird nicht länger ein Museum genannt werden. Sie wird aus diesem Status herausgenommen. Wir werden die Hagia Sophia eine Moschee nennen", sagte Erdoğan laut Anadolu Ajansi.

Religion war im Wahlkampf ein Thema, das besonders stark polarisierte. Erdoğan hat den Wahlkampf bisher äußerst aggressiv geführt. Das Thema Hagia Sophia – mit dem Erdoğan schon seit Jahren kokettiert – war nach den Angriffen auf Moscheen im neuseeländischen Christchurch wieder hochgekocht. Der Attentäter hatte Medienberichten zufolge in einem Manifest auch von einer Hagia Sophia "ohne Minarette" gesprochen.

Erdoğan nutzte die Anschläge in Wahlkampfreden zu Angriffen auf den "islamfeindlichen Westen". Er hatte zudem verpixelte Ausschnitte aus den Aufnahmen des Attentäters von der Tat gezeigt, während es in aller Welt Versuche gab, das Gewaltvideo aus dem Internet zu entfernen. (red, APA, 28.3.2019)