Martin Sellner im Interview bei Gundula Geiginger auf Servus TV.

Foto: screenshot, servus tv

Martin Sellner durfte auf Servus TV also wieder Opfer sein. Wenn man dem Chef der rechtsextremen Identitären in Österreich eine Bühne bietet wie Mittwochabend im neuen Magazin "Factum" oder schon früher im "Talk im Hangar-7" bei Moderator Michael Fleischhacker, darf man sich nicht wundern, wenn er die Gelegenheit nutzt, sich als armer, patriotischer Kämpfer zu stilisieren, dem der Attentäter von Christchurch Böses wollte.

Das war auch am Mittwoch beim "Factum"-Interview mit Gundula Geiginger nicht anders, Sellner suhlte sich einmal mehr in Selbstmitleid. Die Auftritte, die er jetzt in den Medien habe, die wünsche sich kein Mensch. Weil der Terrorist den Identitären in Österreich 1.500 Euro gespendet habe, werde sein Name mit diesem Anschlag "für immer und in alle Ewigkeit" in Verbindung gebracht.

Recherchiert habe er nicht, von wem die Spende kam und bei wem er sich bedankt habe. Denn er könne ja nicht jeden googeln.

Dass die FPÖ nichts mehr mit den Identitären zu tun haben will, überrascht Sellner nicht. Er wisse, wie Politik funktioniere, der "linksliberale Fackel- und Mistgabelmob" sei schuld, der fordere ein Verbot der Identitären, bevor rechtsstaatlich irgendetwas feststehe. Und die Politik habe sich dem gebeugt.

Er grenze sich auch von der FPÖ klar ab, "wir sind keine Parteijugend". Ihm sei egal, welche Partei welche Idee der Identitären durchsetze. Das mache die FPÖ, das mache "immer häufiger" auch die ÖVP.

Sellner spulte seine Phrasen ab, Moderatorin Geiginger schaffte es nicht, ihn aus der Reserve zu locken. Seine Antworten waren erwartbar, seine Inszenierung als Opfer ebenso. (Astrid Ebenführer, 28.3.2019)