Die beiden Klötzchen im Hintergrund symbolisieren das neue Gemeindezentrum von Lech.

Foto: Jutta Berger

Lech – Wenn sich eine Gemeinde auf 26 Jahre hinaus verschuldet, dann sollte die zahlende Bevölkerung mit Freude und Begeisterung hinter der geplanten Investition stehen können. Das war der Tenor bei der Bürgerinformation der Gemeinde Lech vergangenen Mittwoch. Freude über das 39 Millionen teure neue Gemeindezentrum – zwei Gebäude, die das bestehende Postareal ersetzen werden – will aber nicht aufkommen.

Konzept- und Strategielosigkeit werfen Bürgerinnen und Bürger der Gemeindevertretung vor. Die Entscheidungen seien im stillen Kämmerlein erfolgt, eine Bürgerbeteiligung habe es nicht gegeben. Das lässt Bürgermeister Ludwig Muxel (VP) nicht auf sich sitzen. Er referiert eine Chronologie der Informationen, beginnend mit 1998, und listet alle Beschlüsse seit Beginn der Diskussion über die Zentrumsgestaltung auf. Den Einwand, dass Bürgerinformation nicht gleich Bürgerbeteiligung sei, überhört er.

Jetzt wird gebaut

Für Muxel und seine Mandatare ist es nach "fast 30 Jahren Diskussion" Zeit für eine Entscheidung über die Zentrumsverbauung. Gemeinde-Raumplaner Andreas Falch spricht von einem "sehr ausgereiften Projekt", von einer "neuen Mitte für Lech". Die beiden Gebäude, geplant vom Bregenzer Architekturbüro Dorner/Matt, sollen auf vier Geschoßen Gemeindeamt, Tourismusbüro, Musikschule, Vereinslokale, einen Veranstaltungssaal für 700 Menschen, 168 Tiefgaragenplätze und Gewerbeflächen unterbringen.

Unter den Interessenten für die Gewerbeflächen sei auch eine Firma des Investors René Benko, bestätigt Falch eine Vermutung aus dem Publikum. Zweifel werden laut, ob der geplante Saal auch ausgelastet werden könne und ob das Investment die erwünschten Positiveffekte für den Sommertourismus, den man in Lech forcieren möchte, bringen könnte. Tourismusdirektor Hermann Fercher spricht von einem Wachstumsmarkt bei Firmentagungen, von besserer Auslastung für kleine Pensionen, von Herbstferien, "die wir noch nicht abholen". Überzeugen kann er das skeptische Publikum nicht.

Geht sich das finanziell aus?

Kann die kleine Gemeinde das Projekt finanziell stemmen? Man verschulde sich auf 26 Jahre, rechnet der von der Gemeinde engagierte Steuerexperte vor. Den gesetzlich festgelegten maximalen Verschuldungsgrad von 80 Prozent könne man aber nur einhalten, wenn ab 2022 mindestens 412.000 Euro zusätzlich eingenommen oder eingespart würden. "Das müssen also wir aufbringen?", stellt Hotelier Gregor Hoch eine rhetorische Frage.

Muxel räumt Abgabenerhöhungen ein, es werde "einen fairen Mix" aus höherer Tourismusabgabe und Gästetaxe geben. Keinen Widerspruch des Steuerexperten gab es zur Feststellung aus dem Publikum, es handle sich bei der Berechnung um ein Best-Case-Szenario. Keine Überschreitung der Baukosten, keine Zinssteigerung und Verkauf der Tiefgaragenplätze wie kalkuliert.

Der Vorschlag des ehemaligen EU-Abgeordneten Hans Peter Martin, über das geplante Großprojekt die Lecher Bevölkerung abstimmen zu lassen, kommt beim Bürgermeister nicht gut an. Auf die Frage "Haben Sie den Mut?" bleibt Muxel die Antwort schuldig.

Das Projekt soll 2023 fertig sein. (Jutta Berger, 28.3.2019)