Die Serengeti ist eines der größten und bestgeschützten Ökosysteme der Erde. Die ostafrikanische Savannenregion umfasst mehr als 30.000 Quadratkilometer und ist damit in etwa so groß wie Nieder- und Oberösterreich zusammen. Ein Teil des Naturschutzgebiets – der Serengeti-Nationalpark – gehört zu Tansania, der andere – das Masai-Mara-Nationalreservat – zu Kenia.
Die Tiere machen sich nichts aus den Landesgrenzen: Jedes Jahr wandern eine Million Gnus, eine halbe Million Gazellen und 200.000 Zebras auf der Suche nach Wasser und Weideland von Tansania nach Kenia. Wie ein internationales Forscherteam um Michiel Veldhuis (Uni Groningen) nun im Fachblatt "Science" berichtet, wurde diese Wanderung in den letzten Jahren für die riesigen Herden sehr viel gefährlicher.
Für ihre Studie werteten die Forscher verschiedene Daten über die Serengeti aus, die deren Entwicklung für die letzten vier Jahrzehnte dokumentierten. In den letzten zehn Jahren kam es dabei insbesondere in den Grenzgebieten zwischen Tansania und Kenia zu einigen Entwicklungen, die eine Beeinträchtigung der Fauna mit sich brachten.
Zunahme der Menschen um 400 Prozent
Wie die Forscher herausfanden, nahm in einigen Grenzregionen auf kenianischer Seite die Zahl der menschlichen Bewohner um 400 Prozent zu, während im gleichen Zeitraum die Zahl der Tierpopulationen auf ein Viertel schrumpfte. Genauer betrachtet zeigten sich erhebliche Kaskadeneffekte: Das menschliche Bevölkerungswachstum reduzierte die für die Tiermigrationen vorbehaltenen Flächen, weshalb die Tiere weniger Futter fanden. Das wiederum wirkte sich auf die Vegetation und die Weidemöglichkeiten für andere Wildtiere in den Kerngebieten der Serengeti aus.
Der Erstautor Veldhuis geht davon aus, dass diese Erkenntnisse bisherige Annahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in Naturschutzgebieten ändern werden – und dass es im konkreten Fall neue Strategien für das Zusammenleben von Mensch und Tier braucht. (tasch, 29.3.2019)