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Viel Betrieb in der Luft: Boeing und Airbus matchen sich in mehreren Segmenten.

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Über den Wolken mag die Freiheit grenzenlos sein, zu ebener Erde jedoch stoßen selbst größte Unternehmen immer wieder schmerzhaft an ihre Grenzen. Das zeigt sich einmal mehr in der zivilen Luftfahrt, wo sich der US-Konzern Boeing und das europäische Airbus-Konsortium seit Jahren ein beinhartes Match um die Vorherrschaft am Himmel liefern.

Jetzt kommt zusätzliche Würze in die Auseinandersetzung. Das hat nichts mit dem Grounding des Boeing-Vorzeigeprodukts 737 Max nach zwei Abstürzen in Folge zu tun. Trotz eines Software-Updates, mit dem weitere kritische Situationen in der Luft verhindert werden sollen, muss der Flugzeugtyp weiter am Boden bleiben. Es hat auch nichts mit dem von Airbus erst kürzlich verkündeten Aus für den Riesenvogel A380 zu tun, dessen Bau wegen zu geringer Nachfrage eingestellt wurde.

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Ein Airbus A320 (rechts) tritt gegen eine Beoing 737 an.
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Im konkreten Fall geht es um illegale Subventionen durch Regierungen oder regierungsnahe Stellen dies- und jenseits des Atlantiks. Seit mittlerweile 15 Jahren liegen sich die USA und die EU deshalb in den Haaren. Die Streitschlichter der Welthandelsorganisation (WTO) haben bei Boeing und bei Airbus unstatthafte Subventionen festgestellt. Beide Seiten hatten sich rigoros dagegen gewehrt und die Fälle durch sämtliche Instanzen gejagt.

WTO als Letztinstanz

Im Fall des Flugzeugbauers Airbus, an dem Frankreich, Deutschland, Spanien und Großbritannien beteiligt sind, fiel das endgültige Urteil im vorigen Mai;im Fall von Boeing hat die in Genf ansässige WTO gestern, Donnerstag, letztinstanzlich festgestellt, dass auch der US-Flugzeugbauer illegale Subventionen vom Staat erhalten hat.

Im Zentrum der jüngsten Auseinandersetzung steht das Langstreckenflugzeug Boeing 787, der Verkaufsschlager der Amerikaner. Die EU hat eine illegale Förderung durch staatliche Stellen moniert, zum Beispiel Gelder der Weltraumbehörde Nasa, die in Forschung und Entwicklung von Boeing in Seattle geflossen sind, oder Steuervergünstigungen, die die US-Regierung dem Unternehmen gewährt hat. Die WTO hat bereits 2011 festgestellt, dass allein zwischen 1989 und 2006 illegale Förderungen im Umfang von 5,3 Milliarden Dollar (4,7 Milliarden Euro) an Boeing gegangen sind.

Alle Seiten sprechen immer wieder davon, dass das Gezerre um Flugzeugbausubventionen am besten ein für alle Mal durch ein Abkommen zwischen der EU und den USA beigelegt werden kann. Wenn beide sich auf Regeln im Umgang mit ihren Flugzeugbauern einigen, könnte womöglich auf Schadenersatzforderungen verzichtet werden. Vernunft setzt sich aber nicht immer und nicht automatisch durch, wie die Vergangenheit gezeigt hat.

Unangefochtenes Duopol

Keine Branche ist so vom Wohl und Wehe zweier Unternehmen abhängig wie die Luftfahrt. Zwar gibt es eine Vielzahl an Herstellern, doch nur Boeing und Airbus verfügen über das Know-how und die Mittel, um eigene Langstrecken-Passagierjets zu entwickeln.

Das europäische Airbus-Konsortium und der US-Flugzeugbauer Boeing ringen um die Vorherrschaft in der Luft. Zuletzt gab es Streit und gegenseitige Vorwürfe wegen illegaler Subventionen.
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Auch auf der Mittelstrecke sind die Firmen mit der Airbus-A320-Familie und der Boeing 737 trotz neuer Konkurrenz wie Bombardier aus Kanada oder Embraer aus Brasilien führend. Gegen das Duopol kommt keiner an. Das wird sich auch in nächster Zeit nicht ändern, wiewohl China ebenfalls einen nationalen Champion aufbaut, das Konsortium Comac. Die Comac C919 ist als Konkurrenz zur Boeing 737 und zum A320 konzipiert und wird voraussichtlich 2020 in Dienst gestellt.

Strategische Fehler

Seit der Jahrtausendwende hat Airbus in einigen Jahren mehr Flugzeuge ausgeliefert als die amerikanische Konkurrenz. Doch seit dem Jahr 2012 lag immer Boeing voran. Die Gründe für die Rückkehr des Konzerns aus Seattle an die Spitze liegen nach Ansicht von Experten vor allem in strategischen Fehlentscheidungen bei den Europäern, die mit dem A380-Programm zu tun hätten. Zwölf Milliarden Euro sind in die Entwicklung des Riesenflugzeugs geflossen, das kurz nach der Markteinführung kaum mehr Kunden gefunden hat. Nur dank des größten Nutzers Emirates schaffte es Airbus mit dem Flieger überhaupt in die Gewinnzone.

In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach dem größten Passagierjet der Welt zurückgegangen, die Airlines setzen aus Kostengründen zunehmend auf kleinere Flugzeuge. Der Imageverlust von Boeing durch das Grounding der 737 Max könnte nun wieder Airbus Auftrieb geben. (Günther Strobl, 28.3.2019)