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Kängururatten machen aus dem Springen eine Kunstform.
Foto: AP Photo/University of California, Berkeley, John Roser

Die in Nordamerika beheimateten Kängururatten verdanken ihren Namen ihren überproportional langen Hinterbeinen. Die kleinen Nagetiere können damit aus dem Stand auf das Sieben- oder Achtfache ihrer Körperlänge hochspringen, eine beeindruckende Leistung.

Ninja Rat

Kängururatten sind auf Wüsten und Halbwüsten spezialisiert – ein karger Lebensraum, an den sie sich bestens angepasst haben, den sie sich aber leider mit gefährlichen Räubern wie Klapperschlangen teilen müssen. Was zu einem Phänomen führt, das Wissenschafter schon lange beschäftigt und das erst jetzt geklärt werden konnte.

Immer wieder konnte nämlich beobachtet werden, dass eine Kängururatte nach einem erfolgreich scheinenden Klapperschlangenbiss davonhüpfte und keine Anzeichen für eine Vergiftung zeigte. Blutanalysen ergaben aber, dass die Nager keine Immunität gegenüber dem Schlangengift aufweisen. Warum blieben sie also am Leben?

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Die Antwort auf die Frage lieferten nun kalifornische Forscher um Timothy Higham von der University of California – und die brauchten dafür Hochgeschwindigkeitskameras. Die Bilder der Kameras – platziert an Orten, die von Räuber und (Nicht-)Opfer häufig frequentiert wurden – zeigten einen Zweikampf, für den das menschliche Auge nicht gerüstet ist.

Klapperschlangen verharren völlig reglos, um dann durch einen blitzartigen Vorstoß binnen 100 Millisekunden ihre Beute zu erwischen – das ist ein bisschen schneller als ein menschlicher Wimpernschlag. Die Kängruratten sind allerdings noch fixer: Im Schnitt reagieren sie binnen 70 Millisekunden. Die schnellsten von den Kameras aufgezeichneten Exemplare leiteten sogar nur 38 Millisekunden nach Beginn des Schlangenangriffs den Sprung ein, wie die Forscher staunend feststellten.

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Für die besonders schnellen Nager reichte das aus, sich aus der Nähe der Schlange zu katapultieren. Die etwas langsameren kamen zwar noch in Körperkontakt mit ihrem Angreifer, dafür hatten sie einen zusätzlichen Trick auf Lager. Während ihres Hochtemposprungs richteten sie sich mit Hilfe ihres langen Schwanzes in der Luft so aus, dass sie der Schlange einen kräftigen Tritt verpassen konnten: Ein Manöver, das so manche Katze behäbig erscheinen lässt, die Forscher sprechen von "Ninja-Stil".

Die überrumpelte Schlange wurde durch den Tritt ein gutes Stück davon geschleudert, während sich die Kängururatte elegant in die richtige Position weiterdrehte, um sicher auf beiden Beinen zu landen. Und da das Ganze so blitzartig abgelaufen war, dass die Zeit nicht für die Injektion von Gift gereicht hatte, hoppelte sie anschließend unbeschadet davon.

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Neben einer Reihe von Videos haben die Forscher zwei Papers zu ihren Beobachtungen veröffentlicht:

--> Functional Ecology: "Determinants of predation success: How to survive an attack from a rattlesnake"

--> Biological Journal of the Linnean Society: "Escape dynamics of free-ranging desert kangaroo rats (Rodentia: Heteromyidae) evading rattlesnake strikes"

(jdo, 30. 3. 2019)